Moorhühner

waren Sie vor ein paar Jahren auch ganz vernarrt in Moorhühner?

Sie erinnern sich bestimmt noch: Dieses kleine Computerspielchen, bei dem Sie auf dämlich dreinschauende Moorhühner in Wald und Feld ballern mussten. Ursprünglich war das ja mal ein Werbegag einer bekannten Whiskeymarke. Den hatten zu Zeiten des Internet-Hypes – Neuer Markt, Jahr 2000, daran erinnern Sie sich sicher auch noch – 10 Millionen Computerbesitzer heruntergeladen. Eines der Paradebeispiele für virales Marketing. Werbegags also, die sich verbreiten wie ein Virus. Auf den Downloadseiten ging zeitweise nichts mehr. Ebenso wenig in den Büros der Republik.

Bei der neuen Spielegeneration bekommt der Begriff „Virales Marketing“ eine ungeahnte Dimension. Bei der … nun ja: Killerapplikationen der neuen Art ballern Sie als Commander eines pixeligen Raumschiffs auf pixelige Aliens. Die zerplatzen, wenn Sie sie treffen. Zu Schaden kommen Sie selbst bei „lose/lose“ nur, wenn Sie mit einem der Aliens zusammenprallen.

So weit, so normal. Habe ich auch gedacht.

Aber bevor Sie jetzt gleich googeln und downloaden – lesen Sie lieber erst mal weiter. Denn der Clou ist bei „lose/lose“ – wie der Name schon sagt: Sie können nur verlieren. Entweder das Spiel – oder wichtige Dateien. Verdeckte Spielregel, wenn man so will: Für jedes abgeschossene Alien, zerstört Lose/Lose im Hintergrund unauffällig Ihre Dateien.

Wohlgemerkt: Reale Dateien, an und mit denen Sie arbeiten.

Am Ende killt das Spiel sich so selbst. Dann doch lieber zu den launigeren Ballervarianten, finden Sie nicht auch? Falls Ihnen Teufelszeug wie Doom, Grand Theft oder wie sie auch heißen, nicht ins Haus kommen, gibt es eine launige Alternative. Bei „Nosh for Posh“ schießen Sie mit Hamburgern, Obst oder auch etwa Sushi auf die an den Fenstern ihres Hauses auftauchende Viktoria Beckham, ehemaliges Spicegirl Posh Spice.

Falls Sie eher an ernsthafteren Themen interessiert sind – da gäbe es auch etwas: Bei „Verballer die Staatsknete“ dürfen Sie als Politiker Ihrer Wahl mit Geld auf Schulen, Landesbanken, Windräder und Kohlebagger oder Autohäuser ballern. Schwer ist es, das bewegte Wahlvolk mit Geldgeschenken zu beglücken, wie die auf Traktoren und Rollstühlen vorbeifahrenden Landwirte und Rentner. Ich habe das Spiel ein paar Wochen vor der Bundestagswahl geschickt bekommen. Es hat mir gleich Freude bereitet. Und ich habe festgestellt: Selbst schlappe 30 Millionen Euro Neuschulden anzuhäufen, ist Heidenarbeit. Glücklicherweise gibt es den Zinseszins.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 28.09.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html