Werbung

neulich erreichte mich wieder einer dieser Werbe-Newsletter von einer bekannten Kaffeeröster- und Handelskette.

Diesmal habe ich reingeklickt. So was habe ich noch nie gesehen.

Deswegen habe ich mir sofort den Spaß gemacht, mal durchzuzählen: Am Ende stand es 22 zu 22. Die Hälfte der Produkte war also noch zu haben, während die andere Hälfte „Leider schon vergriffen“ war. Nicht dass ich die alle hätte kaufen wollen – aber da habe ich mich schon geärgert. Das können Sie mir glauben. Und mein Sportsgeist war geweckt: Ich habe gleich die übrigen Angebotskategorien durchgezählt. Da sah es besser aus – Glück für den Anbieter. Meine ich mich doch zu erinnern, dass es da so eine Vorgabe gibt, nach der ein Produkt nach der Veröffentlichung einer Super-Sonderbroschüre noch ein paar Tage erhältlich sein sollte. Gut, ich wurde in kein Ladenlokal gelockt. Und auf dem beworbenen Produkt stand drauf, dass es weg ist…

Meine selbstkritische Erkenntnis: Mein Geschmack ist offenbar ziemlich durchschnittlich. Und dazu noch bin ich offenbar ausgesprochen langsam. Denn was ich da so hübsch und praktisch fand, das haben vor mir tausende Menschen nicht nur gesehen, sondern ganz offensichtlich auch bereits zeitig bestellt. Wie die das wohl gemacht haben? Egal.

Ob das jetzt aber die Erkenntnis ist, die die Werbetreibenden bei ihrer Zielgruppe – mir – bewirken wollten? Man weiß es nicht so genau. Gut, wahrgenommen habe ich die Werbung ja. Wenn auch als ärgerlich. Aber immerhin. Und das ist ja schon ein handfester Gegenwert in der Werbeindustrie. In der die Kunden für so genannte 1000er-Kontakte bezahlen – also dafür, 1000 Empfänger zu erreichen. Und in der die Experten davon ausgehen, dass die Hälfte des Werbekostenbudgets schlicht versenkt ist – und nur eben leider keiner so genau weiß, welche Hälfte nun… Klar, da wird auch gern experimentiert: mit Duftwerbung, viralem Marketing, Flashmobs oder seit kurzem etwa auch: einem als Werbefläche gebuchten Torso.

Den bietet der US-Amerikaner Jason Sadler als Werbefläche an. Sein muskulöser Oberkörper ist ausgebucht. Jeden Tag dieses Jahres trägt er ein neues Motiv auf dem T-Shirt. Ob Stillende-Mütter-Blog, Abtreibungsgegner, ein Versandhandel für Requisiten zur öffentlichen Selbsterniedrigung bei Junggesellenabschieden oder auch eine Hundeschule – wählerisch ist Sadler nicht. „Kein Meeting ist so wichtig, dass ich dabei nicht ein rosa Glücksbärchie-T-Shirt tragen könnte“, sagt der gelernte Grafikdesigner aus Jacksonville im US-Bundesstaat Florida.

Ob, und wenn, welche Hälfte der Kosten bei ihm versenkt ist, bleibt offen. Für Sadler jedenfalls zahlt sich das Geschäftsmodell von „I wear your shirt“ wahrscheinlich aus. 67.000 Dollar wird er einem Bericht der Financial Times Deutschland in diesem Jahr damit verdienen, jeden Tag das Logo eines neuen Kunden zu tragen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 7.09.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html