Bauchfrei-Wahlkampf

haben Sie gestern auch zwischen Anne Will und Maybritt Illner hin- und hergezappt? Da konnten Sie den Debatten über den anstehenden Wahlkampf folgen. Ist er schon gelaufen oder wird er doch noch heiß? Das war da die Frage.

Gut, über die Inhalte erfuhren Sie in beiden Sendungen nicht wirklich viel. Aber es scheinen doch einigermaßen handfeste Inhalte zu sein. Zumindest im Berliner Wahlbezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Dort wirbt die CDU-Kandidatin und ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld mit dem Slogan: „Wir haben mehr zu bieten“. Dem ARD-Nachtmagazin gegenüber erklärte sie: „Ich wollte vor allem auf uns aufmerksam machen, auf die Inhalte, die wir vertreten.“ Wir, also Frau Lengsfeld und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Und die Inhalte? Zwei großzügig ausgeschnittene, gut gefüllte Dekolletees.

„Wenn man was hat, soll man es auch zeigen“, kommentiert eine Passantin vor der Kamera. „Wenn Sex so offensichtlich in der Politik eingesetzt wird, ist das lächerlich“, hält ein Passant dagegen. Und ein anderer urteilt fachmännisch: „Sexy? Sexy nicht, dafür sehen sie beide nicht gut genug aus. Aber man muss ja Reklame machen…“

Das findet auch die Linke Partei. Sie wirbt nun im selben Wahlkreis mit der Rückseite ihrer Bundestagskandidatin Halina Wawzyniak und dem eher krachigen Slogan: „Mit Arsch in der Hose in den Bundestag.“ Das Plakat der Grünen im Wahlkreis kommt mit einem gezeichneten Kreuzzug des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Hans-Christian Ströbele gegen die Finanzmärkte vergleichsweise brav daher. Wer es grün und nackt will, der muss schon in den viel weiter westlich gelegenen Wahlkreis Kaarst bei Neuss fahren. Dort gibt es weiße Frauenhände auf dem nackten Po einer schwarzen Frau zum Slogan: „Der einzige Grund, schwarz zu wählen.“

Ob die SPD nun irgendwo mit Bauchfrei-Plakaten wirbt? Man wird sehen…

Vielleicht halten sich die Sozialdemokraten aber auch weise zurück. Womöglich hat ja jemand die neue Forsa-Studie im Auftrag von BILD der Frau gelesen. Danach zählt für Männer vor allem der Charakter einer Frau. Ja. Der Charakter ist es, der eine Frau so attraktiv macht, erklärten 76 Prozent der befragten 500 Männer den Interviewern.

Die Fragesteller waren wahrscheinlich vorwiegend weiblich. Bei den Ergebnissen…

Ehrlichkeit ist der Umfrage zufolge für 53 Prozent ein Grund zum Verlieben. Warmherzigkeit und Humor halten 15 Prozent für das schönste Plus einer Frau. Klugheit finden immerhin noch 10 Prozent sexy. Von einem hübschen Gesicht fühlen sich der Umfrage zufolge 70 Prozent der Männer angezogen. Aber dann hört es auch schon auf mit den schnöden Äußerlichkeiten. Po (7%), Beine (6%) und Busen (3%) waren den Befragten vergleichsweise unwichtig.

Na klaaaar.

Fragen Sie mal in den Polizeirevieren nach Auffahrunfällen vor Unterwäscheanzeigen am Straßenrand… Ob die sich nun wohl auch in Friedrichshain häufen? Man wird sehen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 02.09.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html