Tolles Angebot

stellen Sie sich bitte mal Folgendes vor: Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou bietet Frau Merkel und Herrn Sarkozy an, einen Teil der griechischen Staatsschulden, für die die EU gebürgt hat, statt mit Geld in Gyros zurückzuzahlen. Oder auf Wunsch auch in Zaziki.

Wie fänden Sie das?

Sicher auch unglaublich. Aber keine Sorge: Noch ist es nicht soweit. Anderswo geht es aber durchaus schon so zu, habe ich vor ein paar Tagen gelesen. Da stand, Nordkoreas Staatschef habe Tschechien angeboten, seine Staatsschulden in Ginseng zu begleichen, zumindest fünf Prozent der Schulden in Höhe von insgesamt umgerechnet 7,5 Millionen Euro.

Gut, Tschechien hatte offenbar selbst nach Naturalien gefragt, wenn es stimmt, was die Welt geschrieben hat. „Und eine der Optionen waren Ginseng-Importe“, berichtet der tschechische Vize-Finanzminister Tomas Zidek. Ein offizielles Angebot sei es aber nicht gewesen. Ein schlechtes Geschäft wäre es für ihn offenbar nicht, wenn Nordkorea tatsächlich größere Mengen der als Stärkungs- und Potenzmittels bekannten Knolle abliefert. Erste Kaufangebote soll Zidek bereits auf dem Tisch haben. Also offenbar doch keine Unverschämtheit, das Angebot. Gut, zu Geld machen müssten die Tschechen die menschenpüppchenartig aussehenden Knollen noch selbst.

Vielleicht wäre das ja auch etwas für die EU.

Als Notnagel, falls Griechenland es wie befürchtet nicht schaffen sollte, seine Schulden zu begleichen. Ich habe mal nachgeschaut: Neben Wein und Oliven bauen sie dort auch Tabak und Weizen an. Vielleicht sind unsere Steuergelder ja doch noch nicht verloren … Käme zumindest ein bisschen Geld in die Kasse. Und eine ganz praktische Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wäre es doch eigentlich auch, oder?

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 7.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Vollmond

schlafen Sie bei Vollmond auch immer schlechter als sonst? Mir ging das zumindest früher so. Und meiner Tochter heute.

Und was muss ich da jetzt lesen? Dass das gar nicht sein kann.

Wer bei vollem Mond schlechter schlafe, sei selbst schuld, sagt Schlafpapst Jürgen Zulley, Professor an der Universitätsklinik Regensburg. Nur wer wisse, dass Vollmond ist, bekomme auch zeitgleich Schlafstörungen, erklärt er. Ich glaube dem Mann ja grundsätzlich. Er ist eine Autorität in seinem Fach. Und er steht auch nicht allein da mit seiner Meinung. Zahlreiche Untersuchungen belegten, dass es keinen Zusammenhang zwischen Schlaflosigkeit und Mondphasen gebe, ließ die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) Bayern wissen. Trotzdem: Ich habe früher bei Vollmond immer schlecht geschlafen, und meiner Tochter geht es heute noch so.

Darüber musste ich erst einmal nachdenken, denn bei mir war es ja nun nicht so, wie Herr Zulley sagte, sondern so: Immer wenn ich schlecht geschlafen hatte, stellte sich heraus: Es war Vollmond. Nicht anders herum.

Und wissen Sie, was dabei herausgekommen ist: Vielleicht ist das wieder eines von diesen Storchenproblemen. Das ist, wenn beispielsweise ich oder auch andere Leute irrtümlich einen Zusammenhang sehen, der gar nicht da ist. Nur weil vielleicht zwei Fakten, die nichts miteinander zu tun haben, zusammentreffen.

Sprich: Vielleicht merke ich es mir einfach nur besser, wenn ich bei Vollmond schlecht geschlafen habe.

Ist aber auch eigentlich egal. Denn das Problem soll sich sowieso bald von selbst erledigt haben, schrieb tagesschau.de vor ein paar Tagen. Planetologen gehen davon aus, dass der Mond langsam wegschrumpft. Sein Radius habe sich innerhalb der vergangenen Milliarden Jahre um 100 Meter verkleinert, berichten Forscher der Universität Münster. Weil er sich abkühlt. Bis er allerdings wirklich weg ist, dürften Sie und ich – und auch unsere Kinder und Kindeskinder – auch schon nicht mehr da sein.

 

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 02.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Teddy

neulich habe ich gelesen, jeder dritte erwachsene Brite nehme seinen Teddy mit ins Bett. Im Schnitt sind die Kuscheltiere 27 Jahre alt, berichtete die britische Zeitung „Telegraph“.

Ausgerechnet hat das die britische Hotelkette Travelodge. Passt gut zu den vielen Teddybären in ihrem Werbeauftritt – so ist das eben mit solchen Studien. Die Hotelkette teilte mit, ihre Mitarbeiter hätten allein im vergangenen Jahr mehr als 75.000 Teddys und ihre Besitzer wiedervereint, darunter viele Geschäftsleute. Falls Sie es auch gern genauer wissen wollen: Am liebsten knuddeln die Briten den klassischen Teddy, gefolgt von Puh der Bär, gefolgt von Paddington.

Einen Teddy zu knuddeln beschwöre einen Hauch von Frieden, Sicherheit und Trost herauf, erklärt die Psychologin Corrine Sweet. Es entspreche der menschlichen Natur, nach diesen Gefühlen aus der Kindheit auch im Erwachsenenalter zu suchen. Und: Einen Teddybären zu knuddeln sei ein „wichtiger Teil unserer nationalen Psyche“, erklärte Sweet. Also der britischen.

Schade, dass es solche Studien nicht über uns Deutsche gibt.

„Macht doch eine solche Studie auch mal für uns“, mag man den Dorints und Steigenbergers zurufen. Bis es soweit ist, behelfe ich mir mit Schlüssen aus dem Privatzoo meiner Tochter und Berichten, die ich hier und da gelesen habe. Und komme zu dem Schluss: Vielleicht sind wir hier pluralistischer als die Briten. Neben dem Teddy ist in unserer nationalen Psyche auch Platz für ein ganzes Bestiarium aus Hunden, Kätzchen, Häschen, Schäfchen oder auch Elefäntchen. Und in einer Nischen hocken sogar noch ein paar psychisch erkrankte Kuscheltiere.

Ja genau: psychisch erkrankte Kuscheltiere.

Von denen habe ich neulich in der Wirtschaftszeitschrift brand eins (Schwerpunkt: Tierisch!) gelesen. Dolly, der Schafs-Wolf mit der multiplen Persönlichkeit. Dub, die ausgebrannte Schildkröte. Kroko, das Krokodil mit der Angststörung. Lilo, das autistische Nilpferd. Und dann noch eine Schlange im Delirium. Die Tierchen werden gern von Psychologen gekauft.

Kasse oder privat? Das wäre in Großbritannien einfacher …

Teil der japanischen nationalen Psyche scheint übrigens neben dem Hegen von Tamagotchis oder Pokemons auch das Kuscheln mit lebenden Katzen zu sein. Wenn Sie keine Katze besitzen, müssen Sie zumindest in Tokio nicht mehr auf Schmusestündchen verzichten. Sie können sich einfach in die Schlange vor dem Katzen-Café im Tokioter Stadtteil Shinjuku stellen. Zwölf Leute dürfen rein, um mit den dort defilierenden Samtpfoten zu schmusen und zu spielen – für umgerechnet 4 Euro 50 die erste halbe Stunde und dann 1,35 Euro alle zehn Minuten. Falls Sie mal hinkommen und es Ihnen zu teuer ist, sich Ihren Teddy nachschicken zu lassen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 31.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Rechtschreibprüfung

neulich habe ich mal wieder über das Wort „Rechtschreibprüfung“ nachgedacht.

Die kennen Sie ja auch, schließlich nutzen Sie bestimmt auch ein Textverarbeitungsprogramm. Es geht so: Sie schreiben etwas in Ihr Dokument und wenn Sie mit der Maus auf die ABC-Schaltfläche klicken, sucht das Programm Ihren Text automatisch auf Schreibfehler ab. So soll es sein. Eigentlich. Neulich aber kam mir ein furchtbarer Verdacht: Was, wenn da gar nicht die Rechtschreibung in meinen Texten auf die Probe gestellt wird, sondern meine Rechtschreibkenntnisse?

Nehmen Sie beispielsweise das Wort: „Erfahrungsammeln“. Das hatte ich für eine der letzten Newsletterausgaben mal über Studenten in mein Dokument getippt. War natürlich rot unterkringelt. Und bei der Rechtschreibprüfung habe ich dann gleich ein gutes halbes Dutzend Alternativen vorgeschlagen bekommen. Aber was für welche! Von „Erfahrungssammeln“ über „Erfahrungshammeln“ bis zum „Erfahrungsrammeln“.

Sogar „Erfahrunksammeln“ war dabei. Verrückt. Dann kam mir eben der Gedanke.

Denn natürlich heißt es ja Erfahrung sammeln – aber das kam als einziges nicht vor. Ob das die Programmierer in Indien verbrochen haben? Obwohl ich mir nicht mal sicher bin, dass die Rechtschreibauswahl wirklich menschengemacht ist.

Wäre ja nichts neues, wenn Computer meinen, sie wären intelligent.

Hauptsache, sie halten einen nicht zum Narren. Tun sie aber offenbar. Zum Beispiel an der Börse, zumindest in New York. Nach dem überraschenden Sturz des Dow Jones-Index am 6. Mai analysierte das Datenserviceunternehmen Nanex die dortigen Kursbewegungen des Tages – und fand verwirrende Algorithmen. „Händler nutzen Algorithmen, um Muster am Markt zu erkennen und zu nutzen“, erläuterte die Zeitung „The Atlantic“. Diese Algorithmen hätten offenbar keine Funktion. Die Software schicke sie während des Handelstages automatisch in den Finanzäther.

Der Bericht über diesen Flash Crash las sich schon gespenstisch …

Das Softwareunternehmen habe die merkwürdigen, automatisch erzeugten Zickzacklinien nur zufällig sichtbar gemacht, weil es die aufgezeichneten Daten nicht, wie sonst üblich, nach jeder Minute „angehalten“ habe – sondern in kürzeren Zeitabständen. In dem Bericht war auch noch ein Börsen-Chart abgebildet über einen dieser weniger als eine Minute dauernden Zeitabschnitte.

Auf dem Diagramm sah der Roboteralgorithmus aus wie ein Küchenmesser.

Ein aus Zickzacklinien geformtes Küchenmesser. Kein Aprilscherz. Aufgefallen sei Nanex noch, dass sich solche Roboteralgorithmen häufen – und das ganze System lahm legen könnten, berichtet die Zeitung: „Das könnte man dann Algorithmenterrorismus nennen.“

Solche merkwürdigen Dinge treiben unsere Maschinen da offenbar. Jetzt wissen wir es. Wobei – wie heißt es noch so schön? Intel inside – Idiot outside. Einfache Regel: Ein Computer macht nur, was sein Programmierer ihm sagt.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 23.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Tiernamen

eine dieser scherzhaften Aufforderungen, über die ich bisher nie weiter nachgedacht habe ist: „Gib mir Tiernamen.“

Unterschreiben würde ich sie von nun an zumindest dann, wenn es um ein Tier geht, das Sie an Preisausschreiben teilnehmen lassen wollen. Oder dem Sie eine eigene Seite bei Facebook gönnen wollen.

Solchen Tieren sollten Sie tatsächlich Tiernamen geben.

Es sei denn, Sie haben Spaß an pseudobehördlicher Post. Zum Beispiel von der GEZ. Die kauft nämlich die Adressen beispielsweise von Firmen, die solche Preisausschreiben ausrichten. Auch die von Tieren. Weiß ja keiner. So ist es auch zu erklären, dass immer wieder Hunde oder Katzen aufgefordert werden, GEZ-Beiträge zu zahlen. Vorausgesetzt, „Sie verdienen bereits eigenes Geld“ und „Ihr Einkommen liegt über dem einfachen Sozialhilferegelsatz von monatlich 287 Euro“.

Über einen solchen Brief an ihren fünf Jahre zuvor verstorbenen Rauhaardackel Bini war Studentin Jennifer P. so sauer, dass sie die Bild-Zeitung einschaltete. „Ich habe mit meinem Hund so viele schöne Stunden verbracht. Ihren Tod hatte ich mühsam verarbeitet. Bis jetzt dieser GEZ-Brief kam“, berichtete die Studentin. Die GEZ hat sich dem Bericht zufolge entschuldigt und den Hund aus ihrer Datenbank gelöscht.

Andreas Müller von der Gebührenabteilung des Bayerischen Rundfunks erklärte kurz darauf der Nachrichtenagentur dpa: Da die GEZ für die Ermittlung von gebührenpflichtigen Personen auch Adressen von Unternehmen miete, landeten auch vermeintliche Menschen in der Datenbank.

Was in dem Fall „Mieten“ bedeutet, würde mich ja schon interessieren …

„Bini“ sei als Tiername nicht erkannt worden, da er auch als Abkürzung für „Sabine“ verwendet werde, erklärte Müller noch. „Das tut uns unendlich leid.“ Damit dürfte für Binis hinterbliebene Besitzerin Ruhe eingekehrt sein. Bis die nächste Pseudobehörde ein Schreiben an die Frau Bini P. richtet. Jemand, der die Adresse auch erst kürzlich „angemietet“ hat.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 16.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Blumenkübel

wissen Sie eigentlich, was im „Xenophobe’s Guide to the Germans“ drinsteht? In dem Kulturschock-Büchlein, wie es die Zeitschrift „Für Sie“ kürzlich nannte. Da steht drin: „Einen Deutschen beim Relaxen zu beobachten sei echt anstrengend, sagen die Engländer. Man brauche danach einen freien Tag, um sich davon zu erholen.“

Na, da dürften wir sie diesen Sommer ja wirklich überrascht haben, die Engländer.

Erst Lovely Lena beim Eurovision Contest. Dann unsere traumtänzelnde Fußballnationalmannschaft. Hübsch fand ich ja die Schlagzeile in der Bild vom Tag nach dem WM-Endspiel – ja ich weiß, aber Schlagzeilen können die Boulevard-Kollegen wirklich: „Treter-Finale. Da wären wir mit unserem schönen Fußball völlig fehl am Platz gewesen.“ Und nun?

Heimsten die hiesigen Twitterer mal eben Sympathien für uns ein.

Wie? Mit einem Blumenkübel. Angefangen hatte es mit einer Meldung in der Münsterschen Zeitung, vielleicht haben Sie das ja mitbekommen. Darin ging es um einen zerstörten Blumenkübel vor einem Altenheim. „Fassungslos waren die Bewohner des Antoniusstift, als sie am Dienstagmorgen vor die Tür sahen: Einer der zwei Blumenkübel vor dem Eingang des Altenheimes wurde umgestoßen und lag zerbrochen vor dem Eingang …“ In dem Artikel steht noch drin, dass in der gleichen Straße Mülltonnen umgeworfen wurden. Und der Pflegedienstleiter wird zitiert: „Leider hat keiner etwas mitbekommen.“ Dazu ein Foto des zerbrochenen Kübels.

Ein Kollege der Autorin twitterte die Meldung. Und wenig später war es die perfekte Welle, die da durch das Twitter-Universum brandete. Tausende machten sich ihren Spaß mit dem #Blumenkübel. „+++ EIL +++ Laut #Greenpeace sind mehr #Blumenkübel betroffen als zunächst befürchtet!” „BP weist Verantwortung von sich“, twitterte ein anderer. Und wieder einer: „Kanzlerin muss Urlaub unterbrechen.“ Auch die geschäftsmäßigen Twitterer springen auf. Ein Kreditinstitut meldete: „Die Hausratversicherung der Sparkasse deckt auch Schäden am #Blumenkübel ab“ – samt Link. Und die Autovermietung Sixt setzte auf ihrer Facebook-Seite folgenden Text neben ein Blumenkübel-Foto: „Liebe Journalistin der Münsterschen Zeitung, wir suchen einen Social Media Manager“ – und verlinkte auf eine echte Stellenanzeige.
Tausende und Abertausende Tweets zum Thema #Blumenkübel geisterten durch die Netze. Die Story brachte es immerhin auf Platz 5 der Twitter-Trends weltweit. Wer kein Deutsch sprach, verstand freilich nur „Blumenkuebel?“ .Gegen Mittag fragte eine ausländische Twitter-Nutzerin „Why is ,blumenkübel‘ a Trending Topic?“ – also ein häufiger Begriff im Nachrichtenstrom des Twitter-Dienstes.

„Münstersche Zeitung macht nicht vor Zerschlagen eines #Blumenkübel halt, um mit Qualitätsjournalismus Viral Marketing zu machen … Krass.“, twitterte Social-Media-Forscher Martin Oetting. Und gleich auch noch sein Gedicht: „Ein Kübel war’s, für Blümelein. Er wird nun nicht mehr mit uns sein. Vandalen kamen in der Nacht. Sie ham den Kübel umgebracht.“ Ein Bekennervideo tauchte dann auch noch auf. Und nachdem ein Twitter-User eine Fotomontage absetzte, die den Eindruck erweckte, CNN habe über den Kübel berichtet, nahm eine Zeitung das tatsächlich auf: Blumenkübel läuft jetzt sogar schon in den US-Nachrichten. Was zweierlei zeigt: Wir haben eben doch Sinn für Unsinn. Und: Im Sommerloch ist jede Menge Platz.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 12.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Fahren wie James Bond

brauchen Sie demnächst vielleicht einen neuen Firmenwagen? Ein besonderes Auto?

Da gäbe es einen bestens erhaltenen Mercedes. Dieser gehörte dem kürzlich verstorbenen Aldi-Gründer Theo Albrecht. Er steht zur Auktion. Den Händler, der ihn unter den Hammer bringen soll, Michael Fröhlich aus Düsseldorf, befragte die Süddeutsche Zeitung ein wenig nach den Extras.

Fazit: Der unscheinbare Patriarch ist offenbar „gefahren wie James Bond“.

Durchaus mit explosiven Effekten. Von dem Auto können Sie mit Druck auf einen kleinen Knopf die Türen absprengen. Die Fensterscheiben sind 65 Millimeter dick und aus verschiedenen Schichten zusammengeklebt – ebenso wie die Türen, das Dach und der Boden widerstehen sie Granaten, Bomben und Raketen. Außerdem besitzt das Auto eine eigene Sauerstoffversorgung – für den Fall, dass draußen mal eine Bombe mit Giftgas detoniert.

Und das ist längst nicht alles: In den Spiegeln des Wagens finden sich Geheim-Mikrofone, mit denen man die Umwelt abhören kann. Mit den Lautsprechern können Sie Kontakt nach außen aufnehmen. Selbst im Kofferraum ist ein Telefon angebracht. „Wer in dem Wagen sitzt, kann nicht gekidnappt oder ermordet werden“, verspricht der Händler. Davor hatte Theo Albrecht nach seiner Entführung im Jahr 1971 verständlicherweise große Angst.

Bondmäßig sicher und wehrhaft mag das Auto sein. Bondmäßig verspielt ist es nicht.

Deswegen ist das Auto auch wirklich nur etwas für Sie, wenn Sie ein echter Sicherheitsfan sind und dafür auch auf Komfort verzichten wollen. Nicht nur, dass die Innenausstattung Aldi-mäßig spartanisch ist: billiges Radio und Stoffsitze und nur eine kleine Klimaanlage für längere Fahrten.

Es macht keinen Spaß, das Auto zu fahren, das gibt der Händler sogar offen zu.

„Der fährt sich wie ein vollbeladener Lkw“, erklärte er der SZ. Immerhin wiegt der Wagen mit der ganzen Technik 3,5 Tonnen und Theo Albrecht habe am Motor gespart. „Es gibt diese S-Klasse natürlich auch mit dicken Fünf-Liter-Motoren“, berichtet der Händler, „aber er hat den kleinsten Motor genommen, der nötig ist, damit die Karre sich überhaupt bewegt.“ Die Auktion startet bei 100.000 Euro. Einen Interessenten gibt es auch schon: einen sehr reichen russischen Weinhändler.

Falls die Ausstattung Sie wirklich reizen sollte, könnten Sie dem Wagen natürlich einen stärkeren Motor gönnen. Oder Sie schauen mal, was der Händler noch so bei sich herumstehen hat. Denn er ist ja Spezialist für historisch wertvolle Sammlerautos der Schönen und Reichen. Da wird das ein oder andere Schätzchen dabei sein, vielleicht ja das Rolls Royce-Cabrio von Vicky Leandros – das steht gerade ebenfalls zum Verkauf. Auch das Auto von Josef Stalin oder den Ferrari des spanischen Königs Juan Carlos hat Fröhlich bereits vermittelt. Den früheren Golf von Papst Pius XVI wollte er dagegen nicht ins Angebot nehmen: Zu einfach, zu billig.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 09.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Sydney. Sydney?

stellen Sie sich vor, Sie wollen in den Urlaub nach Sydney fliegen. Und sollen dafür in eine kleine Propellermaschine steigen. Immerhin geht der Flug ja über den Ozean …

Falls Sie einsteigen, könnte es sein, dass Sie sich auch nach der Landung noch vorkommen wie im falschen Film. Statt in knackiger Wärme aufs Wasser zu gehen, fand sich Segelsportler Alexander Schlomski vor zwei Jahren mal im 40 Grad kälteren US-Bergbaustädtchen Sydney wieder, berichtet die Onlineredaktion der Tagesschau. Nahm der Mann seine Segelmontur eben mit in die Berge von Montana. Komisch vorgekommen sei es ihm aber schon, dass ihn eine alte Propellermaschine von Seattle aus über den Ozean nach Australien transportieren sollte, berichtete der Tourist.

Das ist gar nicht so exotisch, wie Sie vielleicht denken.

Falls Sie mal nach Sydney fliegen wollen, sollten Sie wirklich gut aufpassen. Nicht selten landen arglose Touristen auch in der 100.000 Einwohner zählenden kanadischen Stadt Sydney. Der italienische Tourist Valerio Torresi dachte noch: „Nein, das ist ein Witz!“ War es aber nicht. Sein Reisebüro hatte die beiden Städte schlicht verwechselt und den Flug in die 14.000 Kilometer entfernte kanadische Kleinstadt gebucht. Schon ein Argentinier und zwei Briten seien dort mal fehlgelandet. Bei Valerio Torresi wurde dem Reisebüro der Fehler wohl langsam peinlich: Es spendierte kanadischen Hummer, während es sich um einen Weiterflug bemühte. Mit etwas Glück fällt Ihnen ein Fehler schon wegen der Schreibweise auf. Schreibt Ihr Reisebüromitarbeiter aus Versehen Sydney mit i – Sidney –, gibt es in den USA gleich ein Dutzend Möglichkeiten, wo Sie am Ende landen. Da die richtige Kleidung dabeizuhaben, wäre bei der Fülle an Reisezielen ein Glücksfall.

Und falls Sie dieses Jahr noch nach Rhodos fliegen wollen, sollten Sie auch mal einen Blick auf Ihr Ticket riskieren. Dort steht offenbar manchmal versehentlich Rodez. Das liegt aber nicht an der Ägäis, sondern in der französischen Provinz.

Falls Sie mit einer Billigairline von Düsseldorf aus irgendwohin fliegen wollen, sollten Sie sicherheitshalber kontrollieren, ob auf Ihrem Ticket womöglich Weeze als Destination mit dabei steht. Das schreiben die Fluggesellschaften oft in Klammern hinter Düsseldorf. Weil es einfach besser klingt. Dass es rund 100 Kilometer vom Flughafen Düsseldorf entfernt liegt – geschenkt. Verklagen dürfen Sie Ihren Reiseanbieter in so einem Fall aber übrigens nur als Konkurrent. Unlauterer Wettbewerb.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 03.08.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Niederländisch fördern und fordern

in den Niederlanden haben sie offenbar eine etwas andere Vorstellung vom Konzept des „Forderns und Förderns“ von Sozialhilfeempfängern als hierzulande. Zumindest die Sozialämter der friesischen Gemeinden Dongeradeel, Dantumadiel und Schiermonnikoog.

Dort machen sie Sozialhilfeempfängern nicht etwa strengere Auflagen für die Jobsuche. Erstmal investieren sie in ihre Klienten. Aber nicht, damit die sich fortbilden oder sonstwie besser für den Arbeitsmarkt rüsten können. Nein.

Damit sie sich hübsch herrichten und einen Partner angeln gehen.

Darüber berichtete vor ein paar Tagen das Friesch Dagblad. Bis zu 1400 Euro pro Person reichen die Ämter an ihre Sozialhilfeempfänger bis 65 Jahre heraus, damit die sich modisch, psychologisch und kosmetisch auf Vordermann bringen. Neue Frisur und professionelle Beratung zur Selbstpräsentation. Dazu noch professionelle Fotos und eine kostenlose Mitgliedschaft in einer exklusiven Partnervermittlungsagentur. Für die geben die Sozialämter immerhin 650 Euro aus.

Fehlt bloß noch eine Mitgliedschaft im Fitness- und Sonnenstudio …

Das Kalkül der Ämter ist so einfach wie durchsichtig: Wer so viel Geld für eine Partnerbörse ausgebe, bei dem reiche es schon auch für zwei zum Leben. Die Ämter rechnen mit 460.000 Euro Einsparungen für ihre Gemeinden.

Doch was, wenn sich dann da zwei sorgsam ausstaffierte Sozialhilfeempfänger finden? Tja. Können die zwei sich mit den Fotos wenigstens professionell bewerben – und glücklicher sind sie so sicher auch.

Interessant fand ich vor allem, dass die Sache mit den Fotos als Bewerbungsfotos dem Bericht zufolge eigentlich nur für den Fall vorgesehen ist, dass es mit der großen Liebe nicht klappt. Jetzt liegt die Aktion sowieso erst einmal auf Eis, berichtete tagesschau.de. Einige Politiker hatten Bedenken angemeldet.

Ob die sich nun allerdings gegen die Kuppelaktion selbst richten oder gegen die Botschaft, dass sich Arbeit weniger lohnt als reich heiraten – das stand da nicht.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 27.07.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

Pfund Butter

wissen Sie, wie viel ein Pfund Butter kostet?

Diese Frage korrekt beantworten zu können, gilt und galt als ultimativer Beweis für Volksnähe. Dafür, dass der oder die Befragte trotz Minister- oder Managerjob noch selbst den Einkaufswagen vor sich herschiebt. Ein Politikum. Auf dass Politiker stets entweder knapp den Preis aufsagen oder anfangen zu rechtfertigen, warum sie keine Zeit zum Einkaufen haben. Zumindest war das früher so.

Als Jungwählerin habe ich sogar irgendwann mal geargwöhnt, dass jeder Politiker vor wichtigen Interviews – also zumindest mit „Bild oder Glotze“, wie unser ehemaliger Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ja mal sagte – einen Berater diese Frage recherchieren ließ. Ist ja auch einfach. Gefragt wird ja fast nie nach den Preisen für Mehl oder Milch, sondern immer dem für Butter. Hat wahrscheinlich damit zu tun, dass es ja auch die Butter ist, die sie einem dann sprichwörtlich vom Brot nehmen …

Ob ich den Preis weiß? Bis vor ein paar Tagen dachte ich immer, ich hätte zumindest eine vage Vorstellung. Schiebe ich doch meinen Einkaufswagen in der Regel selbst. Andererseits halte ich auch nicht ständig nach, ob mein Wissen noch aktuell ist. Meist packe ich das Pfund Butter einfach schnell in den Wagen – und gut ist.

Viel wird sich da schon nicht tun, habe ich gedacht …

Pustekuchen. Das weiß ich, seit ich vor kurzem diese Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts aufgemacht habe, in der es um den Butterpreis ging. Die Preise für die zartgelben Quader schlagen offenbar ziemlich aus. 2007 schoss der Butterpreis mal einige Monate lang regelrecht in die Höhe. Allein im August 2007 um 30 Prozent. Nach vier Monaten lag der Preis bereits 50 Prozent höher als im Vorjahr, teilte das Statistikamt mit. Seit Ende 2007 sinken die Butterpreise dagegen wieder fast ununterbrochen bis zum Tiefstand im September 2009.

Irgendwem wird das sicher aufgefallen sein. Ein Thema für Politikerinterviews ist der Butterpreis allerdings offenbar nicht mehr. Während die Zeit Mitte der 80er Jahre einen ganzen Artikel nur der Butterpreisfrage widmete, starten sie heute offenbar eher den Rundumschlag. Und schicken Politiker gleich ganz in den Alltagstest. Ob sie dadurch heute lebensnäher sind als früher, möchte ich aber mal bezweifeln.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 22.07.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html