Niederländisch fördern und fordern

in den Niederlanden haben sie offenbar eine etwas andere Vorstellung vom Konzept des „Forderns und Förderns“ von Sozialhilfeempfängern als hierzulande. Zumindest die Sozialämter der friesischen Gemeinden Dongeradeel, Dantumadiel und Schiermonnikoog.

Dort machen sie Sozialhilfeempfängern nicht etwa strengere Auflagen für die Jobsuche. Erstmal investieren sie in ihre Klienten. Aber nicht, damit die sich fortbilden oder sonstwie besser für den Arbeitsmarkt rüsten können. Nein.

Damit sie sich hübsch herrichten und einen Partner angeln gehen.

Darüber berichtete vor ein paar Tagen das Friesch Dagblad. Bis zu 1400 Euro pro Person reichen die Ämter an ihre Sozialhilfeempfänger bis 65 Jahre heraus, damit die sich modisch, psychologisch und kosmetisch auf Vordermann bringen. Neue Frisur und professionelle Beratung zur Selbstpräsentation. Dazu noch professionelle Fotos und eine kostenlose Mitgliedschaft in einer exklusiven Partnervermittlungsagentur. Für die geben die Sozialämter immerhin 650 Euro aus.

Fehlt bloß noch eine Mitgliedschaft im Fitness- und Sonnenstudio …

Das Kalkül der Ämter ist so einfach wie durchsichtig: Wer so viel Geld für eine Partnerbörse ausgebe, bei dem reiche es schon auch für zwei zum Leben. Die Ämter rechnen mit 460.000 Euro Einsparungen für ihre Gemeinden.

Doch was, wenn sich dann da zwei sorgsam ausstaffierte Sozialhilfeempfänger finden? Tja. Können die zwei sich mit den Fotos wenigstens professionell bewerben – und glücklicher sind sie so sicher auch.

Interessant fand ich vor allem, dass die Sache mit den Fotos als Bewerbungsfotos dem Bericht zufolge eigentlich nur für den Fall vorgesehen ist, dass es mit der großen Liebe nicht klappt. Jetzt liegt die Aktion sowieso erst einmal auf Eis, berichtete tagesschau.de. Einige Politiker hatten Bedenken angemeldet.

Ob die sich nun allerdings gegen die Kuppelaktion selbst richten oder gegen die Botschaft, dass sich Arbeit weniger lohnt als reich heiraten – das stand da nicht.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 27.07.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html