Pfund Butter

wissen Sie, wie viel ein Pfund Butter kostet?

Diese Frage korrekt beantworten zu können, gilt und galt als ultimativer Beweis für Volksnähe. Dafür, dass der oder die Befragte trotz Minister- oder Managerjob noch selbst den Einkaufswagen vor sich herschiebt. Ein Politikum. Auf dass Politiker stets entweder knapp den Preis aufsagen oder anfangen zu rechtfertigen, warum sie keine Zeit zum Einkaufen haben. Zumindest war das früher so.

Als Jungwählerin habe ich sogar irgendwann mal geargwöhnt, dass jeder Politiker vor wichtigen Interviews – also zumindest mit „Bild oder Glotze“, wie unser ehemaliger Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ja mal sagte – einen Berater diese Frage recherchieren ließ. Ist ja auch einfach. Gefragt wird ja fast nie nach den Preisen für Mehl oder Milch, sondern immer dem für Butter. Hat wahrscheinlich damit zu tun, dass es ja auch die Butter ist, die sie einem dann sprichwörtlich vom Brot nehmen …

Ob ich den Preis weiß? Bis vor ein paar Tagen dachte ich immer, ich hätte zumindest eine vage Vorstellung. Schiebe ich doch meinen Einkaufswagen in der Regel selbst. Andererseits halte ich auch nicht ständig nach, ob mein Wissen noch aktuell ist. Meist packe ich das Pfund Butter einfach schnell in den Wagen – und gut ist.

Viel wird sich da schon nicht tun, habe ich gedacht …

Pustekuchen. Das weiß ich, seit ich vor kurzem diese Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts aufgemacht habe, in der es um den Butterpreis ging. Die Preise für die zartgelben Quader schlagen offenbar ziemlich aus. 2007 schoss der Butterpreis mal einige Monate lang regelrecht in die Höhe. Allein im August 2007 um 30 Prozent. Nach vier Monaten lag der Preis bereits 50 Prozent höher als im Vorjahr, teilte das Statistikamt mit. Seit Ende 2007 sinken die Butterpreise dagegen wieder fast ununterbrochen bis zum Tiefstand im September 2009.

Irgendwem wird das sicher aufgefallen sein. Ein Thema für Politikerinterviews ist der Butterpreis allerdings offenbar nicht mehr. Während die Zeit Mitte der 80er Jahre einen ganzen Artikel nur der Butterpreisfrage widmete, starten sie heute offenbar eher den Rundumschlag. Und schicken Politiker gleich ganz in den Alltagstest. Ob sie dadurch heute lebensnäher sind als früher, möchte ich aber mal bezweifeln.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 22.07.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html