kennen Sie das auch: dass Sie in die Küche gehen oder ins Wohnzimmer und … – plötzlich wissen Sie nicht mehr wissen, was Sie da eigentlich wollten?
„Wer es nicht im Kopf hat, braucht es in den Beinen“, denke ich dann.
Die argentinischen Kellner zumindest des legendären Café Tortoni haben es im Kopf: Sie vergessen nie etwas und bringen den Gästen immer das richtige. Das fanden ein paar Wissenschaftler bemerkenswert und machten eine Studie darüber, wie sie das hinbekommen. Übrigens die erste argentinische Studie seit 11 Jahren, berichtete neulich der Kriminalbiologe und Wissenschaftsautor Mark Benecke bei Radio Eins vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb).
Und es ist leider wie so vieles: Leichter gesagt als getan.
Also das im Kopf behalten. Erst einmal beobachteten die Wissenschaftler, wie es im Tortoni läuft: Die Kellner lassen sich die Bestellung sagen und gehen ohne ein Wort in die Küche. Dort sagen sie, was sie brauchen und gehen wieder in den Gastraum, um weitere Bestellungen aufzunehmen. Irgendwann kommen sie mit dem Bestellten wieder und liefern es – ohne fragen zu müssen „Ist das für Sie?“ korrekt bei den Gästen ab.
Die argentinischen Wissenschaftler haben natürlich erst einmal getestet, ob die Kellner wirklich keine Fehler machen. Fazit: Machen sie nicht. Dann haben sie sich nach der Bestellung auf einen anderen Platz des Tischs gesetzt. Da kamen die Kellner dann schon durcheinander und mussten nachfragen, für wen denn was ist.
Fazit der Studie: Die Gutmerker im argentinischen Café Tortoni merken sich, welches Gericht und Getränk zu welchem Sitzplatz hin soll. Dann merken sie sich die Gesichter dazu verknüpfen es mit der Bestellung und dem Sitzplatz.
Klingt kompliziert, ist aber hoch effektiv – und entspricht im übrigen auch der Technik von professionellen Gedächtnisgenies, also von Leuten, die sich tausende Nachkommastellen nach Pi merken können: „Die Information zerstückeln, etwas emotionales ankleben und dann räumlich verknüpfen“, erläutert Mark Benecke.
Warum unsere Kellner hier das nicht können? Auch darauf gab die argentinische Studie einen Hinweis: Es muss am Berufsethos und an der Ausbildung liegen. Denn die Kellner im Tortoni fanden ihre Leistung nicht weiter bemerkenswert. Schließlich hatten sie sie alle mühsam eingeübt – sie gehört dort zum Berufsbild und wird entsprechend trainiert.
Hätte man eigentlich gleich drauf kommen können, oder?
aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 21.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html