Direktbank

ich habe ein Geldmarktkonto bei einer großen Direktbank, auf die ich regelmäßig meine Steuer- und sonstigen Rücklagen überweise.

Das Konto ist bombensicher. Fort Knox für Onliner.

So sicher, dass ich regelmäßig daran scheitere. Obwohl ich mir die Zugangsdaten sogar notiere. Nein, natürlich schreibe ich mir nicht einfach die Zahlen auf – das darf man ja auch gar nicht. Sondern ich notiere mir Codes, von denen ich glaube, dass kein Mensch sie versteht. Gut, ich verstehe sie selbst nach einiger Zeit auch nicht mehr. Oder – wenn ich meine, sie verstanden zu haben – ich scheitere am bombensicheren Verfahren, nach dem man die Nummer auf der Internetseite eintippen muss. Wahrscheinlich reicht meine Hirnmasse nicht vom Übersetzen der Codes in eine Nummer bis zur Eingabe der einzeln abgefragten, ausgewählten Ziffern.

Meiner Erfahrung nach wächst die Hirnkapazität proportional zu Schlafdauer und getrunkener Wassermenge. Aber manchmal muss ich eben auch mal unausgeschlafen auf meine Steuerrücklagen zugreifen. Mittlerweile ist es mir schon peinlich, wieder bei meiner Bank anrufen zu müssen, um nach neuen Zugangsdaten zu fragen. Deswegen mache ich mittlerweile meist Telebanking.

Hätte ich als überzeugte Internet-Erledigerin-von-fast-allem nicht für möglich gehalten.

Neulich wollte ich es nochmal versuchen. Mal wieder schwarz auf weiß sehen, was sich da auf meinem Konto so bewegt. Glücklicherweise sitzt ja auch immer ein anderer Servicemitarbeiter am Telefon. Diesmal war der Plan, gleich mit einer Nummer aus meiner TAN-Liste über das Internet auf mein Konto zuzugreifen – und nicht wieder eine neue PIN schicken zu lassen, um gleich beim Eingeben irgendeinen Fehler zu machen. Ein kleiner Auszug aus dem Telefonat: „Und nun geben Sie bitte die i-TAN mit der Nummer 7 als PIN ein“, meinte der freundliche Mann zu mir. Ich also die Nummer eingetippt. Nichts. Nur die Mitteilung, ich hätte die Zahl der maximal zulässigen Eingabeversuche überschritten …

Der Servicemitarbeiter: „Sie haben die fünfstellige Nummer eingegeben?“ Ich: „Sechsstellig.“ „Hm.“ Kleines Tippen, leises Rascheln am anderen Ende der Leitung. Aber da konnte mir der Mann leider auch nicht mehr helfen. Ob ich denn dann die PIN per Post zugeschickt haben wolle? Ich wollte. Warum auch nicht?

Ich will nicht meckern. Das Verfahren bei meiner Bank ist eben wahnsinnig sicher. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen. Und Telebanking geht ja auch immer. Rund um die Uhr. Ich werde es trotzdem mal mit meiner neuen PIN versuchen. Und hoffen, dass die Kapazität meines Hirns dann reicht. Aber ich frage mich schon, wo das bloß hinführen soll, wenn sie erst die 20-stellige Kontonummer einführen. Hoffentlich kommen dann noch meine Honorare bei mir an. Ohjemine. Da hilft dann auch kein Telebanking mehr. Vielleicht versuche ich es dann doch mal mit Hirnjogging.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 20.09.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html