was ist klein, schwarz-gelb gestreift und soll die Welt retten?
Ein kleines Völkchen britischer Superbienen. Die könnten womöglich dem rätselhaften Bienensterben ein Ende bereiten, das seit einiger Zeit grassiert. „Collony Collapse Disorder“ – „Völkerzusammenbruch“ – nennen Wissenschaftler diese merkwürdige Krankheit. Auslöser für die Krankheit soll die Varroa-Milbe sein. In den USA ist nach Angaben des Agricultural Research Service vom US-Gesundheitsministerium allein im vergangenen Winter jedes dritte Bienenvolk eingegangen oder verschwunden. Hierzulande steht es nicht ganz so schlimm um die Bienen, wie in den USA. Aber immerhin stirbt auch hier mindestens jedes sechste Bienenvolk: 15 bis 30 Prozent. Das ist schon konstant mehr als der natürliche Schwund wäre, berichtet Professor Jürgen Tautz von der Universität Würzburg, einer der führenden deutschen Bienenforscher.
Das Problem: Ohne Bienen würde ein Großteil der Pflanzen sich nicht vermehren – damit wäre rund ein Drittel unserer Lebensmittel weg. Deswegen züchten Imker Bienenvölker nach. Würden sie das nicht tun, gäbe es wohl hierzulande keine Bienen mehr, fürchtet der Bienenforscher. Das löst das Problem aber nicht grundlegend, sondern federt nur den Schwund ab.
Die Entdeckung des britischen Imkers Ron Hoskins könnte nun womöglich den Durchbruch bringen. Unter dem Vergrößerungsglas entdeckte er ganz viele mehr als haarfeine Fühler in seinen Bienenstöcken. Sie stammten von verstorbenen Larven. Und ausgerechnet der Stamm Bienen, den die todbringenden Parasiten bislang verschont hatten, trugen die Fühler und wohl auch befallene Larven einfach aus dem Stock. Das ist offenbar ungewöhnlich. Sonst lassen Bienen ihren Abfall einfach liegen. Dazu kam, dass die Bienen dieses einen Volkes sich auch gegenseitig nach Milben absuchten – so wie Affen, die sich lausen.
Hygiene zahlt sich offensichtlich auch für Bienen aus.
Längst gilt das reinliche Putzverhalten denn auch als der Grund, dass asiatische Bienen weniger anfällig für die Bienenseuche sind, als alle anderen Bienen weltweit. Davon, dass seine kleinen Brummer Superbienen sind, will Imker Hoskins denn auch nichts wissen. Die Schlagzeile der Londoner Zeitung Guardian „Could a superbee from Swindon save the world?“ – „Könnte eine Superbiene aus Swindon die Welt retten?“ war dem Bienenzüchter peinlich. Bevor er seine Superbienen in großem Stil verkauft, will er prüfen, ob das Verhalten überhaupt erblich ist.
Wenn, dann wäre das allerdings genial. Und Mr. Hoskins hätte wahrscheinlich ausgesorgt. Denn so ließe sich das Problem langfristig ohne Gifte lösen. Und der Imker wäre damit auch schneller als die Forscher aus den USA und Europa, die derzeit ebenfalls versuchen, Putzer-Bienen heranzuzüchten – allerdings mühseliger: Indem sie viele Völker mit Varroa-Milben infizieren – in der Hoffnung, dass der ein oder andere Stamm sich als widerstandsfähiger erweist, um ihn dann nachzuzüchten.
aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 04.10.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html