Mimikry

was ist klein, schwarz-gelb gestreift und sorgt mit einer Art Duft-Travestie für ihr Überleben?

Nein, diesmal sind es keine Bienen.

Sondern die Langsamstarter unter den Wespen. Bei den Wespen ist es nämlich so, dass die Weibchen schon im Puppenstadium ihre Lockstoffe ausdünsten, mit denen sie die Männchen anlocken. Die hocken deswegen schon vor dem Getreidekorn, aus dem das Weibchen später schlüpfen soll, wenn das Weibchen noch gut verpuppt ist. Und warten. Wer zuerst mahlt, mahlt zuerst.

Dumm nur für all die Männchen, die zu der Zeit selbst noch verpuppt sind.

Aber die haben einen Trick. Jetzt können Sie es sich bestimmt schon denken: Um ihre Nebenbuhler zu verwirren, dünsten auch sie als Puppe weibliche Lockstoffe aus. Die Duftstoffe verfliegen allerdings schneller, als bei echten Weibchen – damit die Belästigungen durch männliche Artgenossen dann aufhören.

Ihren Nachteil machen Spätstarter so zum Teil wett. Sie starten zumindest deutlich besser ins Leben als Frühstarter, die sich von ihnen haben irreführen lassen. Das stand neulich bei Handelsblatt Online – in der Rubrik „Schneller schlau“.

Tolle Strategie, finden Sie nicht auch?

Wenn ich so etwas lese, muss ich immer daran denken, was der Schriftsteller Frank Schätzing in seinem bislang einzigen Sachbuch über die Evolution und das Leben im Meer – ein Folgeprodukt des Meereskrimis „Der Schwarm“ – nennt: die „Göttin mit der Handtasche“. Eben immer mit irgendeiner Lösung parat: in dem Fall einem Hauch Parfum.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 05.10.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html