Visionen

vielleicht habe ich mal mein Faible für alte Horoskope erwähnt? Besonders die Jahreshoroskope vom Vorjahr schaue ich mir gern an.

Und ich habe noch ein Faible: für ältere Zukunftsvisionen. Wie die, die die Süddeutsche Zeitung da kürzlich ausgegraben hat. Die Briefe würden im Jahr 2010 per Rakete ins Haus kommen, glaubten Zukunftsforscher des Stanford Research Institute. Ungefähr so wie die E-Mail – nur physisch. Briefe würden dann nur wenige Stunden von Haus zu Haus brauchen. Das Institut der renommierten Universität gehörte zwar 1969 zu den ersten vier Knotenpunkten des Internet, aber die E-Mail vorauszusagen, war ihnen dort vor 40 Jahren offenbar zu gewagt, spekuliert die SZ. Unglaublich, wenn Sie bedenken, dass das erste Mailprogramm schon ein Jahr später erfunden wurde…

Mehr traute da schon Michio Kaku dem Internet zu, einer der Top-Physiker der Vereinigten Staaten. Er dachte sich seine Chef-Brille aber erst 1999 aus. „Ihre Brille wird irgendwann vollkommen ans Internet angeschlossen sein“, prophezeite er, „da können Sie irgendwann am Strand liegen und plötzlich meldet sich Ihr Chef über Ihre Sonnenbrille.“ Mal abgesehen davon, dass ich meine eigene Chefin bin: Wäre das wirklich Fortschritt? Aber egal. Allerdings ist das Verfallsdatum dieser Prognose noch nicht abgelaufen: bis 2020.

Vielleicht treffen sich ja mal Herr Fielmann und Herr Skype bei Herrn Xing…

Und vielleicht holen Sie sich dann noch eine künstlich erzeugte Person dazu, um für Auflockerung zu sorgen. Ähnlich wie virtuelle Räume in 3-D würden wir 2010 auch künstlich erzeugte Personen haben, glaubte der amerikanische Futurologe Ray Kurzweil 2002. „2010 wird man die noch nicht mit wirklichen Menschen verwechseln, aber sie dürften ganz unterhaltsam sein“, erklärte er damals der „Zeit“.

Dann wäre ja auch geklärt, mit wem wir bei der immensen Arbeitsflut unsere Spazierfahrt im Auto machen würden. Das würden wir natürlich nicht mehr selbst lenken, bräuchten aber auch keinen Chauffeur mehr, glaubten Sowjetforscher Ende der 50er. Vielmehr würden wir zu Beginn dieses Jahrhunderts nur noch auf dem Beifahrersitz unseres Autos sitzen und diesem zurufen, wohin wir wollen. Mit 250 Sachen könnten wir dann locker lässig die Landschaft mit unserer nur briefmarkengroßen Videokamera einfangen. Solche Geräte sagten Anfang der 90er Jahre Futurologen voraus. Es gibt sie auch tatsächlich. Dass wir allerdings außerdem mit unseren Telefonen fotografieren, auf die Idee kamen die Experten damals nicht.

Eine Erfindung hätte ich übrigens schon gern: den faltbaren Monitor. Eine solch wunderbare Erfindung sagten die 1998 vom Bundesforschungsministerium für die „Delphi-Studie“ befragten 2000 Experten für die Zukunft voraus. Oh ja, bitte! Wenn möglich auf irgendeinem ganz dünnen, aber völlig unkaputtbaren Material. Das sollte sich doch machen lassen. Faltbare Tastaturen gibt es ja auch schon – sogar fürs Klavier. Ich würde auch vorbestellen. Und mich solange eben noch mit meinem Netbook begnügen. Das ist zwar schon einiges praktischer als Handys mit Mäusetastatur. Aber leider zu schwer für die Handtasche…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 7.10.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html