Uwe Seeler

Liebe Leserin, lieber Leser,

neulich war Uwe Seeler zu Gast in einer dieser Freitagabend-Talkshows beim NDR-Fernsehen. Es ging um Fußball, klar. Und dann sagte Uwe Seeler: „Ich verstehe ja nichts von Fußball, deswegen kann ich ihn auch erklären.“ Und lächelte.

Ich fand ihn sofort sehr sympathisch.

Als ich noch ein Kind war, habe ich mal ein Buch meines zweieinhalb Jahre jüngeren Bruders gelesen: „Manni, der Libero“. Ich habe immer schon gelesen, was nicht bei drei auf dem Baum war. Eben auch das. Darin geht es um den Jungstraum schlechthin: Profi-Fußballer zu werden. Und wie alle kleinen Fußballfans – zumindest damals, wahrscheinlich noch heute – betete Manni Uwe Seeler an. In dem Buch war Uwe Seeler ein Gott.

Ich glaube, Manni trifft ihn darin sogar mal leibhaftig, aber ganz sicher bin ich mir jetzt nicht. Jedenfalls gelingt es ihm, sich in die Jugendnationalmannschaft hochzuspielen. Und dabei einiges über den Ernst des Profi-Spielerlebens und Geld als Anreiz für sportliche Leistung zu lernen. In dem Buch geht es viel um Idealismus und die Freude am Sport. Da hat sich Manni unter den vielen großen deutschen Fußballern ein sehr gutes Vorbild ausgesucht, finde ich.

Nicht nur, dass Uwe Seeler ein waschechter Torjäger war („Wir Deutschen haben die Eigenschaft, wenn wir das Eckige sehen, den Ball auch reinzumachen …“). Er wirkt auch wie der freundliche, lustige Nachbar, dem man vor dem Urlaub gern die Schlüssel für den Briefkasten in die Hand drückt.

Und er vollbringt Großtaten, die in dem Metier – wenn nicht gar überhaupt – nicht selbstverständlich sind. So setzt sich der legendäre Stürmer, der zeitlebens für den HSV gespielt hat und für seine Fallrückzieher berüchtigt war, für dessen Erzkonkurrenten in Hamburg ein: St. Pauli. Es gibt Fotos, auf denen sich ein breit lächelnder Uwe Seeler neben dem Pauli-Präsidium ein „Retter“-T-Shirt vor den Bauch hält.
Uwe Seeler hat sich schon hingestellt und eigenhändig Dauerkarten für Pauli verkauft …

Konkurrenz belebe den Sport, begründete er seine Entwicklungshilfe für den wirtschaftlich oft prekär dastehenden Konkurrenten. Und gab dann wieder den strahlenden Herrn Harmlos.

Der ehemalige Redakteur des St.Pauli-Fanmagazins „Der Übersteiger“, Mike Glindmeier, berichtet in der Rubrik „einestages“ bei Spiegel Online, wie er Uwe Seeler 1997 um ein Interview bat. Seeler sollte Einschätzungen zu den Nationalmannschaften abgeben, die im Jahr darauf bei der WM in Frankreich antreten sollten – für ein Sonderheft des Fanzines. Die Idee für das Interview bezeichnet Glindmeier als Schnapsidee in bierseliger Runde. Und Uwe Seeler? Sagte sofort zu und antwortete geduldig und freundlich. Beim anschließenden Fotoshooting machte er jeden Spaß mit.

„In der Schule mied man die Anhänger vom anderen Verein, wenn man sie nicht gerade beschimpfte“, schreibt der Pauli-Fanmagazinredakteur. „Jetzt stand ich also hier und knipste den größten HSVler aller Zeiten mit unserem St.Pauli-Magazin in der Hand. Unglaublich.“ Seeler ließ sich sogar mit einem Pauli-Trikot fotografieren. In der Talkshow erklärte er, er sei der wohl einzige HSVler, der im Pauli-Stadion gern gesehen werde. Wo wäre er das nicht?

© Midia Nuri
Editorial: erschienen im Newsletter Steuern und Bilanzierung von BWRMed!a am 24. Juni 2010

In diesem Newsletter spukt es!

Liebe Leserin, lieber Leser,

Achtung – Achtung! In diesem Newsletter spukt es. Weiterlesen geschieht auf eigene Gefahr. Für Schäden durch unsachgemäßen Gebrauch haften weder Verfasserin noch Verlag.

So, diese kleine Formalität hätten wir geklärt.

Sie müssen schon entschuldigen. Damit folgen wir hier nur einem Trend. Den setzte kürzlich die National University of Singapore (NUS). Dort informiert ein Hinweisschild vor dem Hauptgebäude des Bukit Timah Campus die Besucher nach Angaben des chinesischen Onlinemagazins SinChew, dass zahlreiche Zeugen einem in weiße Gewänder gekleideten, kopflosen Geist in den oberen Stockwerken des Gebäudes begegnet sein wollen. Außerdem sollen immer wieder spukende japanische Soldaten die Gänge auf und ab marschiert sein. Und nicht nur das: Immer wieder sollen nachts Lichter ein- und ausgegangen sein. Außerdem wollen Studenten Poltergeisterscheinungen gesehen haben: fliegende Tische und Stühle.

Gut, die Quelle ist vielleicht nicht die allerzuverlässigste. Ein Blog über Grenzwissenschaften oder irgendsowas. Die berichten noch über ganz andere Dinge: aktuelle Forschungsergebnisse der Bigfootologie oder auch zu Kornkreisen, Ufos und weiteren – äh, wissenschaftlich zumindest zweifelhaften Phänomenen. Derzeit diskutiert die Redaktion die Frage, warum Geister Kleider tragen.

Doch nicht nur gefühlt – auch tatsächlich scheint das Sommerloch dieses Jahr früher anzukommen. Sieht jedenfalls ganz so aus. Schon melden auch seriöse Medien wie die Süddeutsche Zeitung oder die B.Z auf Spuk-Meldungen merkwürdige Vorkommnisse: aus einem Kulturzentrum im niederländischen Leeuwerden.

„Schatten ohne Körper, Stimmen aus dem Nirgendwo, unerklärliches Türenzuschlagen und plötzliche, extreme Temperaturschwankungen“, beschreibt es die B.Z. Wahrscheinlich sind es die gewaltsam getöteten ehemaligen Häftlinge des zuvor dort stehenden Gefängnisses, die nun – na? genau: herumspuken. Vermutet man. Daniel van Vliet von der „Dutch Paranormal Society“: „Sie sind verärgert und lassen uns das spüren.“

Ganz schön spooky, oder?

Durch das Internet spukt zur allgemeinen Unterhaltung auch ein neues Video von Schmunzelmonster Nessie von Loch Ness in Schottland. Je mehr User dem Aufruf des Filmers folgen, das Auftauchen zu bezeugen, desto unsicherer wird der offenbar wiederum.

Da bleibt uns nur zu hoffen, dass dereinst nicht die gemarterten Seelen gequälter Steuerzahler im dann vielleicht zum Mega-Kulturzentrum umfunktionierten Bundesfinanzministerium spuken und poltern. Hätten sie bloß rechtzeitig jemanden gefragt, wie das mit dem Investitionsabzugsbetrag noch mal ging. Weiter unten im Newsletter, da können Sie es nachlesen. Ganz wirklich!

© Midia Nuri
Editorial: erschienen im Newsletter Steuern und Bilanzierung von BWRMed!a am 28. Mai 2009

Glukwunsh

Liebe Leserin, lieber Leser,

vile Dank for Aboniren dise Information-Newsletter. Si haben gute Wal getrofen. Herzliche Glukwunsh! Wir wuenshen Ihne vil erfolk mit unsere Product.

Sicher haben Sie so was in der Art auch schon mal in den Händen gehalten: meist Gebrauchsanleitungen qualitativ wenig hochwertiger Elektrogeräte. Denen man die unzureichenden Produktionsbedingungen gegen den Wind ansieht. Handreichungen zu hochwertigeren Produkten sind sprachlich meist anspruchsvoller.

Habe ich mir sagen lassen. Ich lese keine Gebrauchsanweisungen.

Und auch nur sehr selten Parteiprogramme. Dafür habe ich gestern bei Frontal21 gelernt, dass die sprachlich beeindruckend, aber leider weitgehend unverständlich sind. Hübsch anzusehen war das, wie da Passanten, Parteivolk und Spitzenpolitiker der Parteien vor den Kameras ins Raten gerieten, was denn mit dem ein oder anderen Satz eigentlich genau gemeint sei. Hiermit etwa: „Leitungskorridore von Schwerpunkten der Kraftwirtschaft zu möglichen Speicherstandorten sind planerisch frühzeitig vor konkurrierenden Einflüssen, die die Nutzung wesentlich erschweren oder gar unmöglich machen, zu sichern.“

Na? Kommen Sie drauf?

Von wem, tut hier nichts zur Sache – so etwas findet sich so ziemlich überall.

Einfach ausgedrückt müsste es so heißen: „Die Industrie soll Stromleitungen bauen dürfen, auch wenn Bürger dagegen sind“. Abgesehen von Energiewirtschaftslobbyisten – wer würde das wollen? Sehen Sie? Deswegen ja. „Immer die Aspekte, die nicht populär sind, die werden verkleistert und in Schachtelsätze verpackt, so dass man sie nicht versteht“, erklärte Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim. Ganz anders die Passagen, die der Wähler verstehen soll: „Subjekt, Prädikat, Objekt – jeder kann das nachvollziehen.“

Ist immerhin eine gute Leseanweisung für herumliegende Parteiprogramme: „Was Ihnen nicht klar ist, sollten Sie sich genauer erklären lassen. Am besten, Sie gehen gleich zum frisch gewählten Abgeordneten Ihres Wahlkreises und lesen es ihm vor.

Eins ist aber klar – und das nimmt Ihnen keine Gebrauchsanweisung ab: Sie müssen sie lesen. Sonst dürfen Sie sich nicht beschweren, wenn Sie am Ende einen der größten Polizeiskandale des Landes am Hals haben.

Ja, das kann passieren, wenn man Gebrauchsanweisungen nicht liest…

So stellte sich vor ein paar Monaten heraus, dass es eine der jahrelang meistgesuchten und geheimnisvollsten Verbrecherinnen bundesweit – mutmaßlich verantwortlich für einen Polizistenmord in Heilbronn und ganze 40 weitere Verbrechen – gar nicht gibt. Und die vielfach nachgewiesenen DNA-Spuren? Kamen von den Wattestäbchen. Die waren für DNA-Analysen gar nicht geeignet und hätten nicht benutzt werden dürfen, erklärte der Hersteller und fügte hinzu: „Das steht in der Gebrauchsanweisung ausdrücklich so drin.“ Aber wer liest die schon?

© Midia Nuri
Editorial: erschienen im Newsletter Steuern und Bilanzierung von BWRMed!a @ Verlag für die Deutsche Wirtschaft am 28. November 2009

Söcklinge

Liebe Leserin, lieber Leser, 

neulich habe ich wieder in einem Drogeriemarkt meiner Wahl vor dem Strumpfbereich gestanden. Und gerätselt. Da gibt es Fein- und Baumwollstrümpfe, strumpfhosen und -socken verschiedenster Couleur, Länge und Dichte. Soweit so normal. Und dann gibt es auch diese Söcklinge der Hausmarke mit hohem Baumwollanteil in Champagner und Make up – und als einzige: mit Anziehanleitung. Ja genau, darüber habe ich mich auch gewundert.

Nicht dass das Anziehen von Feinstrümpfen – diese waren mit 20 den relativ transparent – in seinem Anspruch irgendwie zu unterschätzen wäre. Dabei können Sie Laufmaschen und Löcher produzieren, dass Sie das Produkt gleich vor dem ersten Tragen wegwerfen können, wenn Sie sich ungeschickt genug anstellen. Deswegen wird es für Feinstrümpfe wohl auch nie eine Abwrackprämie geben. Schade eigentlich. (vgl. Newsletterausgabe vom 17.02).

Aber ich frage mich schon, was an Söcklingen nun so viel komplizierter anzuziehen sein soll, als sagen wir an Kniestrümpfen oder gar hauchtransparenten Overknees und Strumpfhosen? Die allesamt keine Anziehanleitung haben. Nein, auch nicht die der Hausmarke – ich habe nachgeschaut.

Ich weiß es nicht. Ich habe sogar schon überlegt, ob ich mir mal ein Paar kaufen soll, nur um nachzusehen. Viel Geld würde das nicht kosten – das Söcklingsprodukt der Hausmarke ist günstiger als das des Markenherstellers direkt daneben. Aber: Ich brauche keine Söcklinge. Jedenfalls keine Fein-Söcklinge in diesen Farben. Und schon gar nicht mit Anziehanleitung!

Aber wer tut das bitteschön überhaupt? Wahrscheinlich ist das auch nur wieder so ein Produkt, das keiner braucht. Wobei – was heißt schon brauchen? Das ist ja immer eine Sache der Auslegung. Womöglich werden demnächst auch Jeans oder Hemden mit Anziehanleitung verkauft. Bei Krawatten wäre das wohl noch sinnvoll, könnte ich mir vorstellen.

Produkte, von denen wahrscheinlich auch noch nie jemand geglaubt hat, dass er sie braucht, finden Sie bei Antipreneur.de. Eine Waldbrandtapete etwa für Leute, denen der Anblick der langweiligen Palmen und Sonnenuntergänge im Partykeller auf den Keks zu gehen beginnt. Modellautos mit Unfalldesign. Auch Edel-Feinstaub im edlen Streuer können Sie dort erwerben – Slogan: „Alles andere ist Dreck“. Bei den Unglückskeksen – so wie die Glückskekse bei Ihrem Lieblings-Chinesen, nur umgekehrt – gibt es nach Angaben der Shopbetreiber nur deshalb keine Lieferschwierigkeiten, weil „unser Hersteller in China mittlerweile im Einschichtbetrieb rund um die Uhr arbeiten lässt, um der hohen Nachfrage Herr zu werden“.

Ob Sie die Produkte tatsächlich geliefert bekommen, wenn Sie sie bestellen, habe ich noch nicht ausprobiert. Jedenfalls gibt es eine Service-Hotline mit Darmstädter Vorwahl. Und ein Impressum, in dem irgendwas von nicht-kommerziellem privatem Kunstprojekt steht.

© Midia Nuri

Editorial: erschienen im Newsletter Steuern und Bilanzierung von BWRMed!a @Verlag für die Deutsche Wirtschaft am 14. April 2009

Check-in, Vax-in

Weil zurecht hier und da der Hinweis auf die weltweit höchst ungerechte Verteilung der Impfstoffe kommt und hierzulande auch mehr als nötig Impfstoff einfach weggeworfen wird, hatte ich da mal eine offensichtlich zu verrückte Idee: Vax-ins – erreichbar über die gängigen Check-ins.

Erklärung des Projekts:

Der Ausdruck „Vax-In“ spielt, wie Sie sich sicher schon denken, mit dem Wort Vaccine für Impfung und soll sein: eine Art Check-In-Schalter, an dem sich Menschen aus aller Welt an allen Flughäfen dieser Welt gegen Covid-19 impfen lassen können: an den neuen Vax-In-Schaltern der Lufthansa (oder anderer großer und hierzu bereiter Fluggesellschaften).

Projektziel: Überschüssige Impfstoffdosen verwerten und den Impfstoffmangel lindern

Das Projekt wäre eine Lösung für gleich zwei Probleme:

  1. die hierzulande wahrscheinlich auch weiterhin kaum zu vermeidenden überschüssig anfallenden Impfdosen und
  2. der Mangel der in allen Ländern der Welt noch benötigten Schutzimpfungen gegen Covid-19.

Ein airline-weites Netz von Vax-Ins könnte mit der geeigneten Logistik direkt in Arztpraxen oder Impfzentren überschüssige Dosen, aber auch in zu großen Mengen vorbestellte und noch gelagerte Dosen vor Ende des Haltbarkeitsdatums verimpfen. Und so dafür sorgen, den Impfstoff möglichst effektiv an die Menschen bzw. in deren Oberarme zu bringen – und damit zugleich auch noch dank der Anbindung und Vernetzung über Konzern und Flughäfen einen wichtigen Beitrag für die internationale Verbreitung des Impfschutzes leisten.
An den Vax-Ins könnten dann auch im Rahmen der Entwicklungshilfe für andere Länder bereitgestellte Dosen ihre Empfänger in aller Welt finden.

Lufthansa könnte so auch etwas für die von der Bundesregpublik erhaltenen Hilfen zurückgeben, indem sie diesen international sehr wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leistet.

Auch für die Fluggesellschaft wäre mit einem solchen CSR-Projekt ein möglicher Nutzen in Form öffentlicher Anerkennung/Wertschätzung aus unserer Sicht erkennbar.

Logistik/Ablauf des Projekts Vax-In plus Projekt-Baustein: Entwicklungshilfe Vax-Ins mobil vor Ort

Mit Blick auf die Delta- oder auch Lambda-Variante wäre wohl die 2-Fach-Impfung mit Comirnaty oder Moderna angezeigt. Wir vertrauen hier auf das vermutlich weltweit beste Buchungssystem, das die Destination Impfung sicher jedem zugänglich machen kann.

Impfen können – wie in jedem Impfzentrum auch – eigens hierfür engagierte Ärzte/Ärztinnen, gegebenenfalls auch Betriebsärzte/-ärztinnen Ihres Unternehmens oder Ärzte/Ärztinnen von Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen.

Durch eine Kooperation beispielsweise mit Ärzte ohne Grenzen könnte die Lufthansa zusätzlich gewährleisten, selbst schwerer erreichbare Menschen zu erreichen – die fernab der Hubs oder in Armut leben.Für diese Menschen, denen das Lufthansa-Buchungssystem nicht zugänglich ist, könnte organisatorisch auch diese oder eine andere – gegebenenfalls eigens hierfür mit Ärzte ohne Grenzen und/oder Lufthansa – kooperierende Hilfsorganisation die Terminvergabe über das Lufthansa-Buchungssystem organisieren.

Destination Impfstoff in Ihrem Buchungssystem

Um wirklich alle Menschen wirkungsvoll zu erreichen, müsste in vielen Fällen wohl entweder die 1. oder wahlweise 2. Impfdosis im Land vergeben werden – falls sich ein 2. Besuch an einem Flughafen im Vax-In für den/die Geimpfte nicht so leicht organisieren lässt. Dank des weltweiten Netzes sollte dies über Vax-Ins an jedem Flughafen leicht organisierbar ist. Die Terminlogistik würde über das Buchungssystem der Lufthansa laufen: Destination Comirnaty/Moderna/Vaxzevria oder gegebenenfalls auch Janssen (für Einmaldosen zumindest besser als keine Impfung) – dann ohne Rückflug, also 2. Impfung. Checkout wäre mit digitalem Impfpass für alle möglich oder alternativ für die Ärmsten (im Rahmen des Entwicklungshilfeteils dieses Projekts) auf einem von einer der beteiligten Hilfsorganisationen vorgeschlagenen Alternativweg.

Neben Vax-In-Schaltern nach dem Vorbild der Check-In-Schalter an jedem Flughafen könnten auch alternativ oder ergänzend bereits eingerichtete Corona-Test-Straßen zu Impfstraßen wie in jedem Impfzentrum umfunktioniert oder diesen nachempfunden werden.

Angesprochene Zielgruppe für die Vax-Ins

Geimpft werden können sollten alle Personen. Also die, für die der Impfstoff zugelassen ist sowieso und auf jeden Fall, sofern gewünscht – also möglichst auch alle Kinder über 12 Jahren. Aber wünschenswert wäre auch, auch Kindern unter 12 den Besuch im Vax-In zu ermöglichen, sofern von den Familien gewünscht.

Auch für jüngere Kinder können die Folgen einer Infektion durchaus schwerwiegend sein. Statistisch überwiegen sie wohl auf jeden Fall die zu erwartenden Impffolgen – auch bei jüngeren Kindern. Der Impfstoff ist laufenden Studien zufolge jedenfalls für sie ähnlich verträglich wie für die über 12-jährigen Kinder und Jugendliche.

Abwägung zur Impfung auch von Kindern/Jugendlichen gegen Covid-19:

Wissenswert hierzu – und das könnte/sollte natürlich gern noch von Ihnen abgeklärt/verifiziert werden: Der Impfschutz auch für Kinder durch sowohl Comirnaty, als auch Moderna ist nicht nur sehr hoch, sondern auch sehr verträglich. Zu dem Thema habe ich (hauptberuflich Journalistin) die wichtigsten Informationen zusammengetragen, was die Impfung, aber auch die Erkrankungsfolgen betrifft – vorzugsweise aus Wissenschafts- oder wissenschaftsnahen Publikationen. Die Impfung für Kinder zu befürworten ist aus meiner/unserer Sicht nicht mit dem so beförderten Herdenschutz für die Gesellschaften zu begründen. Vielmehr ist es so: Covid-19 ist ansteckender als Windpocken und potenziell gefährlicher als Masern (für die eine Impfpflicht in Deutschland besteht).

Es ist also im absolut ureigenen Interesse auch der KInder – und ausdrücklich auch der jüngeren Kinder -, auch sie zu impfen. Davon sind wir als Eltern mit Kindern im Alter zwischen 4 und 18 Jahren überzeugt.

Rechtlich ist Offlabel-Impfung auch jüngerer Kinder bereits vor der Zulassung zumindest hierzulande kein Problem, wie wir inzwischen wissen. Im Gegenteil ist die Gabe von Medikamenten Off-Label in der Pädiatrie eher die Regel, als die Ausnahme.

Die Hürde liegt mehr im Bereich der Versicherung. Hierzu ist dann auch für Sie mit Blick auf das empfohlene Projekt wissenswert: Die Arzthaftpflichtversicherer versichern längst auch die Kinderimpfung für die bei ihnen abgesicherten Ärzte/Ärztinnen mit. Auch die Absicherung so genannter Offlabel-Impfung von Kindern unter 12 Jahren (also vor der Zulassung für ihre Altersgruppe) ist grundsätzlich kein Problem, wie mir die Unabhängige Patientenberatung (UPD) mitgeteilt hat. Dieser Schutz muss nur mit dem Versicherer gegebenenfalls zusätzlich vereinbart werden. Wir wissen auch mittlerweile von Ärzten, deren Versicherer hierfür bereits Angebote unterbreitet für die Absicherung der Offlabel-Impfung jüngerer Kinder haben. Selbst Offlabel-Impfung ließe sich also rechtssicher abwickeln – diese Hürde, die in noch nicht erfolgter Zulassung für diese Altersgruppe besteht, wäre also mit den entsprechenden Vereinbarungen mit Versicherungsgesellschaften (der Ärzte, aber auch gegebenenfalls der Fluggesellschaft, die dieses Projekt leitet oder initiiert) lösbar.

Auch jüngere Kinder zu impfen, halten zahlreiche Ärzte/Ärztinnen für zweifelsfrei sinnvoll.

Wendepunkte

Vorhin im Radio kam eine Sendung, die ich sehr interessant fand. Ich habe sie noch nicht ganz angehört. In der diskutieren ein paar Historiker über Wendepunkte der Geschichte. Die – ich bin keine Historikerin – sogenannte kontrafaktische Sichtweise. Oder auch die Frage: “Hätte alles anders kommen können, wenn…?”

Historiker sind offenbar mittlerweile wieder davon ab, Dinge so zu sehen. Meist – so meinte einer der Historiker – sei es bei genauerer Betrachtung eben nicht ein Ereignis, das den Lauf der Geschichte bestimme. Die Betrachtung von vermeintlichen Wendepunkten sei eher etwas für Populärwissenschaftler. Und Journalisten natürlich. Überhaupt Geschichtenerzähler.

Die Frage „Was wenn…?“ ist ja auch interessant. Andererseits völlig überflüssig, wenn Dinge bereits gelaufen sind. Auch für das eigene Leben gilt wahrscheinlich, was der Historiker sagt. Wäre, hätte, könnte – ganz egal.

All future is mystery. Die, die wird ebenso wie die die sein könnte. Um wie vieles mehr also Vergangenheit, die hätte sein können.

33

33. Da war doch mal was mit der 33, habe ich mir da gedacht.

Gleich nach links zu der zwei Wochen alten Ausgabe des Kölner „Express“ gegriffen. Genau. Da war es. Am 14. Oktober gleich mehrere Seiten voll mit Artikeln über die Rettung der chilenischen Grubenkumpels, die einen Tag zuvor geglückt war. Hochdramatisch.
Wahrscheinlich erinnern Sie sich noch daran. Die Kumpels waren am 5. August in einem Kohleschacht in der chilenischen Atacama-Wüste verschüttet worden. Und am 13. Oktober waren sie wieder frei.

Unter der Überschrift „Die Magie der Zahl 33“ stand da, die Zahl 33 gebe den ohnehin wundergläubigen Chilenen Rätsel auf. Schon das Datum (13.10.10) ergebe die Zahl 33, berichtete die Boulevardzeitung da.

Solche Aussagen reizen mich doch gleich zum Nachrechnen. Berufskrankheit.

Ich kann nichts dafür. Wahrscheinlich, weil es so einfach ist. Und? Es stimmt, wenn sie 13 plus 10 plus 10 rechnen. Aber es stimmt nicht, wenn sie das Jahr ausschreiben (2010). Das ergibt dann 2033. Und wenn Sie einfach die Quersumme bilden (1 plus 3 plus 1 plus 1 – die Nullen ergeben schließlich null und nix), dann stimmt es auch nicht. Das ergibt 6. Gut: immerhin ist das wiederum die Quersumme von 33 …

Der Bohrer soll laut Bericht exakt 33 Tage gebraucht  haben, um den Rettungsschacht zu den 33 Verschütteten zu bohren. Ich habe mal gezählt. Egal wie – es gab offenbar zwei Bohrungen, die zweite mit mehr Erfolg: Ich komme wieder nicht auf 33. Wenn ich den ersten Versuch mitzähle, sind es bei mir 43 Tage. Wenn ich nur den zweiten Versuch rechne, immerhin noch 38 Tage. Jedenfalls nicht 33. Ob der Bohrer – Typ Schramm – mal pausiert hat? Oder die Zeitung die falschen Daten nennt? Das nachzuprüfen, die Mühe habe ich mir dann nicht gemacht.

Etwas einfaches: Die Botschaft der Kumpels („Estamos bien en el refugio – los 33“ – „Wir 33 im Schutzraum sind wohlauf“) bestehe mit Leerzeichen aus 33 Anschlägen, schrieb der Express. Dumm nur: Mein Programm zählt 35 Zeichen. Ich also gegoogelt. Da finden sich dann auch Varianten des Satzes ohne Bindestrich.

Das ergibt tatsächlich 33 Zeichen. Immerhin.

Aber ansonsten: Dumm gelaufen. Ich habe ja auch noch nie wirklich an so etwas, also Numerologie, geglaubt. Auch mit Astrologie tue ich mich ja schwer (siehe Newsletterausgabe vom 12.05.2009). Unterhaltend finde ich so etwas aber schon. Wirklich. Ich stelle mir vor, dass sich da sicher ein paar Leute über diese „Wahnsinnszufälle“ gefreut haben. Aber eben leider zu früh.

Allerdings kommt es wirklich nicht nur in Boulevardredaktionen vor, dass Kollegen einfachste Rechenübungen unterlassen, das muss ich zur Ehrenrettung der Kollegen schon sagen.

Trotzdem – als Finanzmensch wissen Sie ja selbst: Nicht nachrechnen ist ein Fehler.

Der Mann, der übrigens das Licht am Ende ausmachte, war ein Techniker, Manuel Gonzalez, wenn es stimmt, was der Express noch so schrieb. Er war der erste von fünf Helfern, die an dem großen Tag in die Grube heruntergelassen wurden. Und er war der letzte, der unten ausharrte, während die leere Rettungskapsel zu ihm herunterfuhr, stand da. Gefreut habe ich mich, dass die Kumpels zwar ihren Job los sein sollen, aber dafür angeblich millionenschwere Angebote für Film- und Buchprojekte sowie Exklusiv-Interviews bekommen haben. Ich hoffe, wenigstens das stimmt wirklich.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 02.11.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html