Ausgerechnet Bananen!

Liebe Leserin, lieber Leser,

wissen Sie, woran ich denken muss, wenn ich Donald Duck sehe? An Bananen.

Das kommt so. Als Kind – zweite, dritte Klasse ungefähr – habe ich gern die lustigen Taschenbücher gelesen. Mit Mickey Maus, aber lieber noch mit Donald und seinen Neffen. Einmal haben Tick, Trick und Track sich auf die Spur einer ganz besonderen Frucht gemacht: einer Banane mit vier Geschmacksrichtungen. An mehr erinnere ich mich nicht. Wahrscheinlich das übliche: pfiffige Neffen, tapsiger Onkel Donald, cholerischer Großonkel Dagobert, vielleicht noch die liebreizende Daisy oder der erfinderische Gustav Gans. Irgendsowas eben. Fasziniert hatte mich die Banane. Die sollte nach Banane, Erdbeer und zwei weiteren leckeren Obstsorten schmecken. Das habe ich mir himmlisch köstlich vorgestellt. Und gehofft, ich würde mal so eine leckere Banane erwischen. Mir sogar überlegt, ob man so was züchten kann.

Das ist jetzt eine ganze Weile her. Mein Verhältnis zu Bananen – gelegentlich esse ich sie gern, ja – hat sich beruhigt. Das zu Zeichentrick-Enten erst recht.

Vor einigen Monaten habe ich mich mal gewundert, dass es die Taschenbücher noch in der ein oder anderen Lottoannahmestelle zu kaufen gibt. Wie früher… Und dieser Tage kommt man plötzlich gar nicht mehr drumherum: um den Erpel.

Vor ziemlich genau 75 Jahren hatte der nämlich seinen ersten Auftritt, in einem Kurzfilm fürs Kino. Damals noch schmaler und weniger kindlich, aber schon gewohnt tollpatschig, jähzornig und faul – lustig und liebenswert eben. Ein Underduck.

Nun also sein 75. Geburtstag. Der Hype um das Federvieh scheint mir bei den zahllosen Konkurrenten – Clownfische, Schwammwesen sowie Mädchen, Jungs und Meerjungfrauen – leicht abgeflaut. Ein Häuflein Begeisterter frönt dem exzessiven Donaldismus weiter: Die Donaldisten (D.O.N.A.L.D. = Deutsche Organisation nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus). Sie betreiben Neffenforschung sowie Entenhausener Soziologie und zeichneten in jahrelanger Kleinarbeit eine Landkarte von Entenhausen. Alles eingezeichnet: die Bahamalulubucht ebenso wie das Wirtshaus „Zum blutigen Butt“ oder die Margarinenfabrik – und natürlich einschlägig bekannte Wohnhäuser, Geldspeicher und Forschungslabore. Auf ihren Treffen klatschen Donaldisten nicht nach den Redebeiträgen, sondern rufen „Klatsch klatsch“.

Keine falschen Schlüsse: Es handelt sich offenbar großteils um Intellektuelle. Wenn Feuilleton-Leser der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vor Jahren über merkwürdige Überschriften stolperten, die aber auch gar nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun hatten, war das ein freundlicher Gruß eines der beiden Donaldisten in der Redaktion. Beispiele sind schwer zu finden, weil die Überschriften ja inhaltlich nichts zu sagen hatten – sie könnten vielleicht so ausgesehen haben:

„Und lieg ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guithare“

oder auch so:
„Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns waschen und Gefahr!“ Über die ganze Seitenbreite, versteht sich.

Kicher kicher.

Räusper.

Dass Donald es sich in der Gunst gerade kluger Menschen bequem gemacht hat, mag an seinen gelegentlichen Erleuchtungen liegen. So watschelt er einmal als Straßenkehrer durch Entenhausen und stellt fest: „Nichts als Wirtschaftswunder und Wirtschaftswundermänner, wohin man schaut! Trotzdem muss einer den Schmutz wegkehren, der dabei anfällt.“ Oder: „Vier Dollar sind wenig, wenn man sie hat, aber ’ne Menge, wenn man sie nicht hat.“ Klatsch Klatsch.

Herzlichen Glückwunsch. Und bitte keine Rente für die Ente!

© Midia Nuri

Editorial: erschienen im Newsletter Steuern und Bilanzierung von BWRMed!a @ Verlag für die Deutsche Wirtschaft (VNR) am 15. Juni 2009

Glühbirnenwitze

Liebe Leserin, lieber Leser,

neulich habe ich da diesen Goldman-Witz gelesen und gedacht: Jede Zeit hat ihre Witze.

Wie Sie bestimmt noch wissen, ermittelt die US-Börsenaufsicht SEC gegen die Investmentbank wegen Betrugs. Goldman soll Kunden nicht über die Risiken der hochkomplexen Ramsch-Hypothekenprodukte aufgeklärt haben, die sie da unter anderem an die Pleitebank IKB verschachert haben. Milliardenschäden. Und dann erklärte Goldman-Chef Lloyd Blankfein, die Banker verrichteten nur Gottes Werk …

Und dann war da dieser Witz: „Wie viele Goldman-Sachs-Banker braucht es, um eine Glühbirne auszuwechseln?“

Na? Die Antwort: „Zwei. Einen, der die kaputte Birne rausschraubt. Und einen, der sie unterdessen rasch einem anderen andreht.“ Ha ha. Toll! Da wollte ich doch gleich mal nachschauen, ob es vielleicht noch mehr solcher sinnigen Witze gibt. Im Trend scheinen aber nicht Goldman-Witze zu liegen, sondern Glühbirnen-Witze.

Sie glauben ja gar nicht, wie viele Glühbirnen-Witze es gibt.

Den über Microsoft kannte ich schon: Wie viele Microsoft-Mitarbeiter braucht man, um eine kaputte Glühbirne auszutauschen? Keinen. Microsoft erklärt einfach die Dunkelheit zum neuen Standard.

Es gibt noch mehr. Über alle erdenklichen Berufs- und sozialen Gruppen. Richtig gut scheinen zur Zeit auch Glühbirnen-Witze über Ärzte zu gehen. Gleich mehrere. Die Antwort mal so, mal so – wahrscheinlich je nach Fachrichtung: „Keinen. Sie soll erst einmal zwei Aspirin nehmen und zur nächsten Untersuchung wiederkommen.“ Bestimmt mit Blick auf Hausärzte, wahrscheinlich auf dem Land. Oder hier: „Nur einen, aber er braucht eine Krankenschwester, die ihm sagt, welches Ende er reinschrauben soll.“ Ich tippe auf Psychiater oder Neurologen. Irgendjemand eben, der mehr redet als Spritzen setzt. Oder diese Antwort: „Einen, um einen Birnen-Spezialisten zu finden. Einen, um einen Birnen-Wechsel-Spezialisten zu finden, und einen, um die komplette Rechnung an die Krankenkasse zu schicken.“ Fachärzte nehme ich an. Oder Amtsärzte. Oder Ärztefunktionäre. Wer weiß.

Auch über Microsoft gibt es mehrere Witz-Fassungen. Lange Antwort: „Vier. Der erste ersetzt die Birne, der zweite ändert die Fassung so, dass Netscape-Glühbirnen nicht reinpassen, der dritte baut eine Kurzschlussautomatik ein, die ausgelöst wird, wenn jemand eine Glühbirne von Sun einsetzen will. Und der vierte überzeugt das amerikanische Justizministerium, dass das alles fairer Wettbewerb ist.“. Kurze Antwort: „Keinen, sie rufen bei Intel an, weil es ein Hardwareproblem ist.“

Natürlich gibt es auch einen Glühbirnen-Witz über Journalisten. Den will ich Ihnen nicht vorenthalten … Die Antwort: „80. Einer wechselt die Birne aus und die anderen 79 wollen zu dem Termin gern auf die Gästeliste.“

Richtig zeitgemäß schien mir aber der Witz über die Bundestagsabgeordneten zu sein. Antwort: „Wir sind nicht bereit und in der Lage, zu diesem Zeitpunkt genaue Zahlen zu nennen.“ In Gedanken ergänze ich schon: „Die europäischen Regierungschefs werden am Wochenende eine Lösung finden. Dann wird das Bundesverfassungsgericht entscheiden, ob die Lösung verfassungsgemäß ist …“

© Midia Nuri

Editorial: erschienen im Newsletter Steuern und Bilanzierung von BWRMed!a @ Verlag für die Deutsche Wirtschaft (VNR) am 8. Juni 2010

Geschenke für die Kinder-Kalkulator

Liebe Leserin, lieber Leser,

haben Sie etwa auch noch nicht die Weihnachtsgeschenke für Ihre Kinder? Seien Sie froh. Ob Ihr Kind das Geschenk toll finden oder es nach zwei Tagen achtlos in der Ecke liegen wird, können Sie so nun noch vorher ausrechnen.

Klingt toll, nicht wahr?

Gerade rechtzeitig zum Fest hat nämlich der Psychologe Cliff Arnall vom Zentrum für lebenslanges Lernen an der Cardiff University im britischen Wales eine Rechenmethode hierfür entwickelt. Bis Sie in Ihre Jacke schlüpfen dürfen, dauert es aber noch. Am besten holen Sie sich Ihren Taschenrechner und ein Blatt Papier.

Und fragen für Risiken und Nebenwirkungen Ihren Arzt oder Apotheker…

So, ich nehme an, Sie sitzen. Also. Erst müssen Sie das anvisierte Geschenk nach sechs Kriterien bewerten: Wie nützlich ist es beim Alleinspielen (Pi)? Wie nützlich ist es beim Spiel mit anderen (Po)? Fördert es die Kreativität (Cr)? Welchen Wert hat es für die soziale Interaktion (S)? Ist es allgemein nützlich (U)? Und: Kann es später mal an das Brüderchen oder Schwesterchen vererbt werden (H)?
Nun dürfen Sie sich aussuchen, mit wie vielen von insgesamt je fünf Punkten Sie jedes der verschiedenen Kriterien bewerten. Dann zählen Sie die Punkte zusammen. So weit, so einfach. Als nächstes schätzen Sie, wie viele Stunden Ihr Kind regelmäßig mit dem Geschenk spielen wird (T). Diesen Wert multiplizieren Sie mit der Zahl der Monate, die das Spielzeug Ihrer Einschätzung nach interessant für Ihr Kind sein wird (L).

Was, Ihr Kind ist zu unberechenbar?

Das müssen Sie ihm aber ganz schnell abgewöhnen, wenn Sie dieses Jahr noch zu Ihrer Geschenkidee kommen wollen…

Kleiner Scherz. Meins auch. Vielleicht schätzen wir einfach mal. Möglicherweise haben Sie ja auch schon Erfahrungswerte mit vergangenem Spielzeug? Sonst schreiben Sie einfach für jedes Kriterium eine halbwegs plausible Zahl aufs Papier. Die müssen Sie nun durch die Quadratwurzel der Kosten für das Geschenk dividieren. Und dann mit der vorher errechneten Summe addieren. Nochmal die Formel zum Mitschreiben: T x L + Pi + Po + Cr + S + U + H geteilt durch die Quadratwurzel von C.

Fertig. Nun wissen Sie, ob das Geschenk sich lohnt. Falls nicht, rechnen Sie einfach noch mal für die nächste Geschenkidee durch. Sowas rechnen Psychologen heutzutage aus!

Ist das nicht Wahnsinn?

Ich weiß gar nicht, ob ich das nun beeindruckend oder schockierend finden soll… Wahrscheinlich richten wir alle unsere Geschenkentscheidungen irgendwie sowieso nach diesen Faktoren aus. Und verfahren dabei eben nur nach der Pi-mal-Daumen-Formel. Wenn ich mir den Wahnsinn spaßeshalber antue, gebe ich mir maximal bis Ende der Woche. Nicht dass ich vor lauter Rechnen nicht zum Geschenkeinkauf komme… Ihnen wünsche ich beim Aussuchen viel Erfolg und ein glückliches Händchen. Und eine angenehme und entspannte Vorweihnachtszeit.

© Midia Nuri

Editorial: erschienen im Newsletter Steuern und Bilanzierung von BWRMed!a @ Verlag für die Deutsche Wirtschaft (VNR) am 7. Dezember 2009

Kawumm!

Liebe Leserin, lieber Leser,

haben Sie und Ihre Schulkameraden sich damals auch gegenseitig erzählt, ein Stück Fleisch löse sich in einem Glas Cola binnen einer Stunde restlos auf?

Ich habe das dann mal mit einem Stück Hühnchen ausprobiert. Nach einer Stunde war es noch da. Ich habe damals angenommen, es hätte vielleicht daran gelegen, dass das Fleisch gut durchgebraten war. Ein rohes Stück hatte ich dann gerade nicht zur Hand und habe das Experiment dann vergessen.

Heute erzählen sich die Schulkinder anscheinend, Cola und Mentos zusammen bringe Kinder um. Angeblich soll ein zehnjähriger Brasilianer gestorben sein, nachdem er eine Flasche Diätcola getrunken und ein Mentos-Bonbon gegessen haben soll.

Gruselig, dachte ich da. Hoffentlich probiert das bloß kein Schulkind aus …

Dem Schulkind würde allerdings wohl nicht mehr zustoßen, als meinem Stück Fleisch damals – es würde vielleicht ein wenig blass werden, sonst nichts. Denn die Geschichte ist offenbar nur noch so ein Cola-Mythos. Stand jedenfalls im Internet. Diverse Seiten erklären sich den Mythos mit den vielen Raketenexperimenten, die Menschen in aller Welt seit einiger Zeit mit Cola light und Mentos unternehmen. Was sprudelt wie Wasser in Salzsäure, ist sicher auch tödlich wie Salzsäure, denken offenbar ganz viele Menschen. Vielleicht erinnern Sie sich ja noch: Sie nehmen ein Mentos und lassen es schön langsam in eine Flasche Cola light plumpsen. Das gibt eine sehr hübsche Fontäne. Fast vier Meter hoch …

Probieren Sie das nur bitte nicht in Ihrer Kaffeeküche – gibt Ärger mit der Putzkolonne …

Natürlich können Sie sich das auch einfach im Internet angucken. Ganze Schulklassen stellen ihre Versuchsvideos online. Bis Sie alle Mentos-Coke-Videos bei Youtube durchgeguckt haben, ist wahrscheinlich Wochenende …

Ein Video lohnt sich aber auf jeden Fall: das mit dem Mentos-Cola-Raketenauto.

Das haben zwei Wissenschaftler konstruiert. Die beiden Amerikaner haben sich vor einiger Zeit zur Produktionsfirma „Eepy Bird“ zusammengetan und filmen seither lustige Experimente ab, gleich mehrere zu Cola und Mentos. Von denen werden sie auch gesponsert. Klar, so viele Brausegetränke gehen sicher ins Geld … Trotzdem lohnt sich das Anschauen. In dem Filmchen stellen die beiden Daniel Düsentriebs aus einem Fahrradwägelchen, 108 Flaschen Coke Zero, 648 Mentos-Bonbons sowie diversen Plastikrohren aus dem Baumarkt das Raketenauto her. Bei Eepybird.com steht über dem Video, man solle das nicht ohne professionelle Hilfe selbst ausprobieren.

Fragen Sie sich nun auch, unter welchem Stichwort man da wohl in den Gelben Seiten suchen müsste? Egal. In jedem Fall sollten Sie aber für das Raketenautoexperiment nicht nur die Kaffeeküche meiden, sondern unbedingt auch noch 70 Meter Platz in Fahrtrichtung lassen. So weit fuhr das Raketenauto (221 Fuß = 67,3608 Meter) nämlich …

© Midia Nuri

Editorial: erschienen im Newsletter Steuern und Bilanzierung von BWRMed!a @ Verlag für die Deutsche Wirtschaft (VNR) am 17. Juni 2010

Eepy Bird: The Coke Zero & Mentos Rocket Car

Uwe Seeler

Liebe Leserin, lieber Leser,

neulich war Uwe Seeler zu Gast in einer dieser Freitagabend-Talkshows beim NDR-Fernsehen. Es ging um Fußball, klar. Und dann sagte Uwe Seeler: „Ich verstehe ja nichts von Fußball, deswegen kann ich ihn auch erklären.“ Und lächelte.

Ich fand ihn sofort sehr sympathisch.

Als ich noch ein Kind war, habe ich mal ein Buch meines zweieinhalb Jahre jüngeren Bruders gelesen: „Manni, der Libero“. Ich habe immer schon gelesen, was nicht bei drei auf dem Baum war. Eben auch das. Darin geht es um den Jungstraum schlechthin: Profi-Fußballer zu werden. Und wie alle kleinen Fußballfans – zumindest damals, wahrscheinlich noch heute – betete Manni Uwe Seeler an. In dem Buch war Uwe Seeler ein Gott.

Ich glaube, Manni trifft ihn darin sogar mal leibhaftig, aber ganz sicher bin ich mir jetzt nicht. Jedenfalls gelingt es ihm, sich in die Jugendnationalmannschaft hochzuspielen. Und dabei einiges über den Ernst des Profi-Spielerlebens und Geld als Anreiz für sportliche Leistung zu lernen. In dem Buch geht es viel um Idealismus und die Freude am Sport. Da hat sich Manni unter den vielen großen deutschen Fußballern ein sehr gutes Vorbild ausgesucht, finde ich.

Nicht nur, dass Uwe Seeler ein waschechter Torjäger war („Wir Deutschen haben die Eigenschaft, wenn wir das Eckige sehen, den Ball auch reinzumachen …“). Er wirkt auch wie der freundliche, lustige Nachbar, dem man vor dem Urlaub gern die Schlüssel für den Briefkasten in die Hand drückt.

Und er vollbringt Großtaten, die in dem Metier – wenn nicht gar überhaupt – nicht selbstverständlich sind. So setzt sich der legendäre Stürmer, der zeitlebens für den HSV gespielt hat und für seine Fallrückzieher berüchtigt war, für dessen Erzkonkurrenten in Hamburg ein: St. Pauli. Es gibt Fotos, auf denen sich ein breit lächelnder Uwe Seeler neben dem Pauli-Präsidium ein „Retter“-T-Shirt vor den Bauch hält.
Uwe Seeler hat sich schon hingestellt und eigenhändig Dauerkarten für Pauli verkauft …

Konkurrenz belebe den Sport, begründete er seine Entwicklungshilfe für den wirtschaftlich oft prekär dastehenden Konkurrenten. Und gab dann wieder den strahlenden Herrn Harmlos.

Der ehemalige Redakteur des St.Pauli-Fanmagazins „Der Übersteiger“, Mike Glindmeier, berichtet in der Rubrik „einestages“ bei Spiegel Online, wie er Uwe Seeler 1997 um ein Interview bat. Seeler sollte Einschätzungen zu den Nationalmannschaften abgeben, die im Jahr darauf bei der WM in Frankreich antreten sollten – für ein Sonderheft des Fanzines. Die Idee für das Interview bezeichnet Glindmeier als Schnapsidee in bierseliger Runde. Und Uwe Seeler? Sagte sofort zu und antwortete geduldig und freundlich. Beim anschließenden Fotoshooting machte er jeden Spaß mit.

„In der Schule mied man die Anhänger vom anderen Verein, wenn man sie nicht gerade beschimpfte“, schreibt der Pauli-Fanmagazinredakteur. „Jetzt stand ich also hier und knipste den größten HSVler aller Zeiten mit unserem St.Pauli-Magazin in der Hand. Unglaublich.“ Seeler ließ sich sogar mit einem Pauli-Trikot fotografieren. In der Talkshow erklärte er, er sei der wohl einzige HSVler, der im Pauli-Stadion gern gesehen werde. Wo wäre er das nicht?

© Midia Nuri
Editorial: erschienen im Newsletter Steuern und Bilanzierung von BWRMed!a am 24. Juni 2010

In diesem Newsletter spukt es!

Liebe Leserin, lieber Leser,

Achtung – Achtung! In diesem Newsletter spukt es. Weiterlesen geschieht auf eigene Gefahr. Für Schäden durch unsachgemäßen Gebrauch haften weder Verfasserin noch Verlag.

So, diese kleine Formalität hätten wir geklärt.

Sie müssen schon entschuldigen. Damit folgen wir hier nur einem Trend. Den setzte kürzlich die National University of Singapore (NUS). Dort informiert ein Hinweisschild vor dem Hauptgebäude des Bukit Timah Campus die Besucher nach Angaben des chinesischen Onlinemagazins SinChew, dass zahlreiche Zeugen einem in weiße Gewänder gekleideten, kopflosen Geist in den oberen Stockwerken des Gebäudes begegnet sein wollen. Außerdem sollen immer wieder spukende japanische Soldaten die Gänge auf und ab marschiert sein. Und nicht nur das: Immer wieder sollen nachts Lichter ein- und ausgegangen sein. Außerdem wollen Studenten Poltergeisterscheinungen gesehen haben: fliegende Tische und Stühle.

Gut, die Quelle ist vielleicht nicht die allerzuverlässigste. Ein Blog über Grenzwissenschaften oder irgendsowas. Die berichten noch über ganz andere Dinge: aktuelle Forschungsergebnisse der Bigfootologie oder auch zu Kornkreisen, Ufos und weiteren – äh, wissenschaftlich zumindest zweifelhaften Phänomenen. Derzeit diskutiert die Redaktion die Frage, warum Geister Kleider tragen.

Doch nicht nur gefühlt – auch tatsächlich scheint das Sommerloch dieses Jahr früher anzukommen. Sieht jedenfalls ganz so aus. Schon melden auch seriöse Medien wie die Süddeutsche Zeitung oder die B.Z auf Spuk-Meldungen merkwürdige Vorkommnisse: aus einem Kulturzentrum im niederländischen Leeuwerden.

„Schatten ohne Körper, Stimmen aus dem Nirgendwo, unerklärliches Türenzuschlagen und plötzliche, extreme Temperaturschwankungen“, beschreibt es die B.Z. Wahrscheinlich sind es die gewaltsam getöteten ehemaligen Häftlinge des zuvor dort stehenden Gefängnisses, die nun – na? genau: herumspuken. Vermutet man. Daniel van Vliet von der „Dutch Paranormal Society“: „Sie sind verärgert und lassen uns das spüren.“

Ganz schön spooky, oder?

Durch das Internet spukt zur allgemeinen Unterhaltung auch ein neues Video von Schmunzelmonster Nessie von Loch Ness in Schottland. Je mehr User dem Aufruf des Filmers folgen, das Auftauchen zu bezeugen, desto unsicherer wird der offenbar wiederum.

Da bleibt uns nur zu hoffen, dass dereinst nicht die gemarterten Seelen gequälter Steuerzahler im dann vielleicht zum Mega-Kulturzentrum umfunktionierten Bundesfinanzministerium spuken und poltern. Hätten sie bloß rechtzeitig jemanden gefragt, wie das mit dem Investitionsabzugsbetrag noch mal ging. Weiter unten im Newsletter, da können Sie es nachlesen. Ganz wirklich!

© Midia Nuri
Editorial: erschienen im Newsletter Steuern und Bilanzierung von BWRMed!a am 28. Mai 2009

Glukwunsh

Liebe Leserin, lieber Leser,

vile Dank for Aboniren dise Information-Newsletter. Si haben gute Wal getrofen. Herzliche Glukwunsh! Wir wuenshen Ihne vil erfolk mit unsere Product.

Sicher haben Sie so was in der Art auch schon mal in den Händen gehalten: meist Gebrauchsanleitungen qualitativ wenig hochwertiger Elektrogeräte. Denen man die unzureichenden Produktionsbedingungen gegen den Wind ansieht. Handreichungen zu hochwertigeren Produkten sind sprachlich meist anspruchsvoller.

Habe ich mir sagen lassen. Ich lese keine Gebrauchsanweisungen.

Und auch nur sehr selten Parteiprogramme. Dafür habe ich gestern bei Frontal21 gelernt, dass die sprachlich beeindruckend, aber leider weitgehend unverständlich sind. Hübsch anzusehen war das, wie da Passanten, Parteivolk und Spitzenpolitiker der Parteien vor den Kameras ins Raten gerieten, was denn mit dem ein oder anderen Satz eigentlich genau gemeint sei. Hiermit etwa: „Leitungskorridore von Schwerpunkten der Kraftwirtschaft zu möglichen Speicherstandorten sind planerisch frühzeitig vor konkurrierenden Einflüssen, die die Nutzung wesentlich erschweren oder gar unmöglich machen, zu sichern.“

Na? Kommen Sie drauf?

Von wem, tut hier nichts zur Sache – so etwas findet sich so ziemlich überall.

Einfach ausgedrückt müsste es so heißen: „Die Industrie soll Stromleitungen bauen dürfen, auch wenn Bürger dagegen sind“. Abgesehen von Energiewirtschaftslobbyisten – wer würde das wollen? Sehen Sie? Deswegen ja. „Immer die Aspekte, die nicht populär sind, die werden verkleistert und in Schachtelsätze verpackt, so dass man sie nicht versteht“, erklärte Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim. Ganz anders die Passagen, die der Wähler verstehen soll: „Subjekt, Prädikat, Objekt – jeder kann das nachvollziehen.“

Ist immerhin eine gute Leseanweisung für herumliegende Parteiprogramme: „Was Ihnen nicht klar ist, sollten Sie sich genauer erklären lassen. Am besten, Sie gehen gleich zum frisch gewählten Abgeordneten Ihres Wahlkreises und lesen es ihm vor.

Eins ist aber klar – und das nimmt Ihnen keine Gebrauchsanweisung ab: Sie müssen sie lesen. Sonst dürfen Sie sich nicht beschweren, wenn Sie am Ende einen der größten Polizeiskandale des Landes am Hals haben.

Ja, das kann passieren, wenn man Gebrauchsanweisungen nicht liest…

So stellte sich vor ein paar Monaten heraus, dass es eine der jahrelang meistgesuchten und geheimnisvollsten Verbrecherinnen bundesweit – mutmaßlich verantwortlich für einen Polizistenmord in Heilbronn und ganze 40 weitere Verbrechen – gar nicht gibt. Und die vielfach nachgewiesenen DNA-Spuren? Kamen von den Wattestäbchen. Die waren für DNA-Analysen gar nicht geeignet und hätten nicht benutzt werden dürfen, erklärte der Hersteller und fügte hinzu: „Das steht in der Gebrauchsanweisung ausdrücklich so drin.“ Aber wer liest die schon?

© Midia Nuri
Editorial: erschienen im Newsletter Steuern und Bilanzierung von BWRMed!a @ Verlag für die Deutsche Wirtschaft am 28. November 2009

Söcklinge

Liebe Leserin, lieber Leser, 

neulich habe ich wieder in einem Drogeriemarkt meiner Wahl vor dem Strumpfbereich gestanden. Und gerätselt. Da gibt es Fein- und Baumwollstrümpfe, strumpfhosen und -socken verschiedenster Couleur, Länge und Dichte. Soweit so normal. Und dann gibt es auch diese Söcklinge der Hausmarke mit hohem Baumwollanteil in Champagner und Make up – und als einzige: mit Anziehanleitung. Ja genau, darüber habe ich mich auch gewundert.

Nicht dass das Anziehen von Feinstrümpfen – diese waren mit 20 den relativ transparent – in seinem Anspruch irgendwie zu unterschätzen wäre. Dabei können Sie Laufmaschen und Löcher produzieren, dass Sie das Produkt gleich vor dem ersten Tragen wegwerfen können, wenn Sie sich ungeschickt genug anstellen. Deswegen wird es für Feinstrümpfe wohl auch nie eine Abwrackprämie geben. Schade eigentlich. (vgl. Newsletterausgabe vom 17.02).

Aber ich frage mich schon, was an Söcklingen nun so viel komplizierter anzuziehen sein soll, als sagen wir an Kniestrümpfen oder gar hauchtransparenten Overknees und Strumpfhosen? Die allesamt keine Anziehanleitung haben. Nein, auch nicht die der Hausmarke – ich habe nachgeschaut.

Ich weiß es nicht. Ich habe sogar schon überlegt, ob ich mir mal ein Paar kaufen soll, nur um nachzusehen. Viel Geld würde das nicht kosten – das Söcklingsprodukt der Hausmarke ist günstiger als das des Markenherstellers direkt daneben. Aber: Ich brauche keine Söcklinge. Jedenfalls keine Fein-Söcklinge in diesen Farben. Und schon gar nicht mit Anziehanleitung!

Aber wer tut das bitteschön überhaupt? Wahrscheinlich ist das auch nur wieder so ein Produkt, das keiner braucht. Wobei – was heißt schon brauchen? Das ist ja immer eine Sache der Auslegung. Womöglich werden demnächst auch Jeans oder Hemden mit Anziehanleitung verkauft. Bei Krawatten wäre das wohl noch sinnvoll, könnte ich mir vorstellen.

Produkte, von denen wahrscheinlich auch noch nie jemand geglaubt hat, dass er sie braucht, finden Sie bei Antipreneur.de. Eine Waldbrandtapete etwa für Leute, denen der Anblick der langweiligen Palmen und Sonnenuntergänge im Partykeller auf den Keks zu gehen beginnt. Modellautos mit Unfalldesign. Auch Edel-Feinstaub im edlen Streuer können Sie dort erwerben – Slogan: „Alles andere ist Dreck“. Bei den Unglückskeksen – so wie die Glückskekse bei Ihrem Lieblings-Chinesen, nur umgekehrt – gibt es nach Angaben der Shopbetreiber nur deshalb keine Lieferschwierigkeiten, weil „unser Hersteller in China mittlerweile im Einschichtbetrieb rund um die Uhr arbeiten lässt, um der hohen Nachfrage Herr zu werden“.

Ob Sie die Produkte tatsächlich geliefert bekommen, wenn Sie sie bestellen, habe ich noch nicht ausprobiert. Jedenfalls gibt es eine Service-Hotline mit Darmstädter Vorwahl. Und ein Impressum, in dem irgendwas von nicht-kommerziellem privatem Kunstprojekt steht.

© Midia Nuri

Editorial: erschienen im Newsletter Steuern und Bilanzierung von BWRMed!a @Verlag für die Deutsche Wirtschaft am 14. April 2009