Vuvuzela

was ist groß, sieht aus wie ein gigantisches Schlauchboot und summt wie ein Hornissenschwarm?

Ein WM-Stadion in Südafrika.

Das war jetzt einfach, oder? Ich habe das allerdings erst beim Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Australien erfahren. Als ich nebenher ein bisschen gegoogelt habe, weil wir auf dem heimischen Sofa wissen wollten, woher der Schiedsrichter kommt. Dabei bin ich auf eine Reihe von Nachrichten über die Vuvuzela gestoßen.

Vuvuzela? Genau: Töööröööö!

Einzeln klingt sie wie ein Elefant, zusammen wie ein wütender Hornissenschwarm. Sie gilt als das Symbol des südafrikanischen Fußballs schlechthin. Günther Netzer hat mal bei einem Studiogespräch einen ganz eindrucksvollen Lachanfall wegen der Tröte bekommen. ARD und ZDF und noch ein paar Einzelpersonen – um genau zu sein: die Kapitäne Argentiniens und Frankreichs, die ja nicht sooo toll gespielt haben – wollten die Vuvuzuelas in den Stadien am liebsten gleich verbieten lassen. Die Kapitäne, weil sich ihre Mannschaften offenbar nur durch Zuruf darüber verständigen können, wo jetzt nochmal das Tor war und die Sender wahrscheinlich, weil die Moderatoren heiser werden. Ich fand es frech. Glücklicherweise hat das WM-Komitee des Gastgeberlandes das denn auch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen – nur wenn die Fans die Vuvuzuelas als Wurfgeschosse zweckentfremden, wolle man drüber nachdenken, hieß es …

Sollen sie sich doch Vuvu-Stops in die Ohren stecken. Und Lippenmikros verwenden …

Oder – wenn sie denn nette Fans sind – einfach auf Kuduzelas umsteigen. Ein PR-Gag der Naturparkbehörde Südafrikas. Den hatte sie im vergangenen Jahr vorgestellt, nachdem sich schon die brasilianische Nationalmannschaft nach einem Confed-Cup-Spiel über die Tröten beschwert hatte. Anders als die Vuvus gehen Kuduzelas nicht gerade bis zu einem Meter nach vorn und dann auf, sondern sind den spiralförmig geschwungenen Hörnern der Kudu nachempfunden, einer Großantilopenart. Soll angeblich angenehmer für das menschliche Ohr klingen.

Herausfinden werden wir das diesen Sommer wohl nicht mehr. Denn leider haben sie offenbar vergessen, die Dinger herzustellen. Falls Sie also noch ein wenig Lärm machen wollen, werden Sie sich wohl eine Vuvu kaufen müssen. Gibt es im Internet. Viel Spaß bei der WM!

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 21.06.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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Fußball-Statistik

vor einiger Zeit habe ich mal wieder ein Fußballspiel im Fernsehen angeschaut. Anders als beim vorangegangenen Mal – das lag da, vor ein paar Jahren, wiederum auch bestimmt ein gutes Jahrzehnt zurück – haben sie im Fernsehen immer irgendwelche Zahlen eingeblendet: wie viele Tore oder Torläufe ein Spieler in der Saison hingelegt hatte oder wie viele Elfmeter, wie lang ein Pass in Metern gewesen war und und und.

Auch im Fußball wird nun also vermessen, gewichtet und gerankt.

Ist ja auch spannend. Und doch schien es mir nicht ganz zu der ja eher emotionalen Verbindung zu passen, die zumindest wahre Fans zu ihrem Leib- und Magensport pflegen. Lenkt es doch nicht zuletzt auch vom Spiel selbst ab. Aber gut.

Ich hatte diesen kulturellen Schwenk eben einfach verpasst. Die Sportschau gucke ich nur höchst selten, seit ich vor vielen Jahren bei meinen Eltern ausgezogen bin. Fußballspiele eigentlich auch nur bei größeren Ereignissen, wie etwa einer WM oder vielleicht auch mal einer EM. Wenn ich gerade Lust dazu habe und Deutschland oder Brasilien spielt – am besten gegeneinander. Sonst: Phhh…

Dieser „Vermessung der Fußballwelt“ (Spiegel) jedenfalls hat sich die International Federation of Football History & Statistics (IFFHS) verschrieben. Jährlich errechnet das Bonner Einmann-Institut Welt-Torhüter und -Torjäger, Welt-Schiedsrichter und Welt-Trainer. Aber offenbar ist zumindest in Teilen der Fußballwelt zumindest umstritten, welche Geschichte die Zahlen der IFFHS erzählen. HSV und Werder vor Bayern München in der Rangliste der weltbesten Clubs? „Nanu!“, staunt die Bild-Zeitung. „Noch vor Real Madrid?“, fragt sich die Online-Ausgabe der Spanische Allgemeine Zeitung.

Institutsleiter Alfredo Pöge – das Fußballfachblatt 11Freunde bezeichnete ihn mal als „Dr. Seltsam“ – fühlt sich hierzulande verfolgt. Viele werfen ihm vor, die Rankings seien Marke Eigenbau, im eigenen Wohnzimmer gefertigt. Das allerdings klingt dann schon wieder sehr nach wahrem Fußballfan. So kenne ich es von meinem Bruder. Als Kind habe „Alfredo Pöge immer Sportzeitungen aus aller Welt gesammelt und Mannschaftsaufstellungen auswendig gelernt – eigentlich das, was er heute noch tut“, schrieb der Spiegel über ihn. Immerhin veröffentlicht er auch die Rankingkriterien auf seiner Homepage.

Und auch ein paar skurrile Fakten über den Welt-Fußball. Die fand ich eigentlich wieder ganz hübsch. So eine Art Fußball-Gedächtnis, aus dem sich interessante Informationen hervorkramen lassen. Leider datiert das Fakten-Archiv zwar bis weit ins 19 Jahrhundert zurück, endet aber schon 1911. Wird am Zeitmangel liegen. Schließlich arbeitet der oberste Fußballstatistiker eigenen Angaben nach bis zu zwölf Stunden täglich, an den Wochenenden sechs.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 11.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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