Tag des Rindes

haben Sie heute auch schon irgendetwas versäumt? Nein? Dann legen Sie jetzt ganz ruhig die Füße hoch. Heute dürfen Sie…

Denn heute ist Be-late-for-something-Day 2008 – Welt-Verspätungstag. Das ist eine sehr angenehme Errungenschaft, die der Procrastinators Club (procrastination = engl.: aufschieben, verschieben) da ins Leben gerufen hat, finden Sie nicht auch?

Gut, eigentlich war der Be-late-for-something-Day ja schon. Am 24. September 2008. Aber er soll ja später begangen werden. Wann es eben passt. Hauptsache, nicht am 24. September selbst. So hat es der Procrastinators Club festgelegt. Und da dachte ich mir: Bevor ich es jetzt bis zum 23. September dieses Jahres wieder vergesse, feiern wir eben heute. Besser als vorher. Ein Mitglied schloss der Club mal aus – es hatte seine Weihnachtskarten zeitig verschickt. Wurde aber wieder aufgenommen, als es erklärte, das seien die vom Vorjahr gewesen. Allein in den USA hat der Club nach eigenen Angaben eine halbe Million Mitglieder, die es nur noch nicht geschafft haben beizutreten… Derzeit werden die Mitgliedsanträge für 1997 abgearbeitet.

Falls Sie gerade keinen chinesischen Kalender zur Hand haben, ist das eine wunderbare Gelegenheit, Sie darauf aufmerksam zu machen, dass das chinesische Jahr des Rindes bald wieder zuende ist. Vielleicht interessieren Sie ja da ein paar Fakten über unsere wiederkäuenden Freunde. Dass aleph – der erste Buchstabe des griechischen Alphabets – einen stilisierten Rinderkopf darstellt und das Wort Kapital denselben Ursprung hat wie englisch für Rind „cattle“: das lateinische „caput“, also Kopf, wussten Sie bestimmt längst.

Aber wussten Sie auch, dass Bertolt Brecht der vermutlich einzige Dichter der Welt ist, der ein Sonett über eine – mit Verlaub – scheißende Kuh verfasst hat? „Kuh beim Fressen“, aus den Augsburger Sonetten. Bis zu neun Stunden verbringt die Kuh täglich mit Wiederkäuen. Dabei produziert sie rund 200 Liter Speichel und mit ihren gut minütlichen Bäuerchen 250 Liter Methangas pro Tag.

Kühe haben auch Heimweh. Als Auslöser gilt der Gesang der Schweizer Alphirten. Wenn Alpenkühe im Exil diesen Gesang hören, so schrieb Johann Gottfried Ebel 1798, „werfen (sie) augenblicklich den Schwanz krumm in die Höhe, fangen an zu laufen, zerbrechen alle Zäune und Gatter und sind wild und rasend“.

Ist wahrscheinlich der fremdländische Akzent, der sie wahnsinnig gemacht hat. Ja, auch einen solchen haben Kühe. Hören Sie: In englischsprachigen Ländern machen Kühe „moo“, auf spanisch „muu“, auf französisch „meu“, auf niederländisch „boeh“, auf norwegisch bø und auf ungarisch bú.

Hätten Sie geahnt, dass ein nacktes Kuheuter ein echter Aufreger sein kann? Seit 1931 tritt Klarabella Kuh in Disney-Filmen nur noch bekleidet auf. Jugendschutzorganisationen hatten sich beschwert. Nix alte Zeiten. Heute geht es genauso pädagogisch korrekt zu, etwa in der Sesamstraße. In meiner Kindheit schüttete das Krümelmonster ungefähr in jeder Folge der Sesamstraße einen ganzen Sack Kekse in sich hinein und mampfte sie krümelsprühend. Heute sind die Kekse rationiert. Stattdessen bekommt Krümel: Karotten. Den Dialog stelle ich mir echt kurzweilig vor. „Nein, Krümel. Du hast heute schon zwei Kekse gegessen. Hier, eine Karotte. Die ist viel gesünder für Dich.“

Na dann, guten Appetit!! Das zu versäumen ist sicher kein großes Versäumnis…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 08.09.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html