Weckerprogrammieren

ich glaube, meine Tochter muss langsam mal einen Kinder-Computerkurs machen.

Bislang hatte ich das noch nicht erwogen, weil ich immer dachte, sie sei mit ihren 5 Jahren noch ein bisschen zu klein dafür.

Aber neulich piepte es wieder so…

Da saß sie da mit so einer Art Wecker-Kalender, den wir mal als Belohnung für ein Abonnement geschenkt bekommen hatten und tippte darauf herum. Mir grauste – schließlich hatte uns genau diese silberfarbene Teil, das sie da aus den unendlichen Weiten einer Schreibtischschublade gezogen hatte, schon zwei schlafgestörte Nächte gekostet. Weil meine Tochter mal unbemerkt den Wecker eingestellt hatte und wir ihn nicht schnell genug wieder abgestellt bekommen. Das Ding lag zwei Tage im Wäschekorb ganz unten. Dann hatten wir es endlich geschafft.

Meine Tochter ist da anscheinend talentierter als wir…

Alles was Knöpfe und Tasten hat, bearbeitet sie liebend gern. Die Dinge sprechen offenbar mit ihr. So haben wir zum Beispiel nicht gewusst, dass ihr Winnie-Pooh-Laptop über eine Lautstärke-Taste verfügt. Obwohl wir auch schon darauf herumgedrückt hatten. Das war allerdings eine große Freude, als sie es uns dann zeigte. Ich hatte gerade noch zu ihr gesagt: „Mach bitte das Ding aus. Oder geh damit rüber in Dein Zimmer.“ Doch sie machte einfach weiter, nur auf wundersame Weise plötzlich fast tonlos. Ohne nervtötendes tüdeldühüü „Hallohoh, ich bin’s, Winnie Poohoooh…“. Und meinte zu mir: „Hör mal Mama, so gut?“

Sehr brav. Scheint also doch was dran zu sein, dass die Jugend instinktiv besser mit diesen ganzen Kommunikations- und Arbeitsgeräten umgehen kann als wir, bei denen wahrscheinlich schon in den 90ern Hopfen und Technikmalz verloren war. Verstehen Sie mich nicht falsch: Handy und Computer jeder Größe sind mein Arbeitsgerät. Aber ich will sie nicht verstehen müssen, um sie das tun zu machen, was ich von ihnen will – egal ob das Buchstaben schreiben, merkwürdige Formeln in Tabellen ausrechnen oder E-Mails versenden ist. Manchmal muss mir leider schon noch jemand relativ naheliegende Fragen beantworten. Die sich Jugendliche – das habe ich selbst beobachtet – mit ein paar Klicks rasch selbst beantwortet hätten.

Dass man im Internet interessante Dinge erfährt – also wie die Wirbelsäule von Hund, Katze oder Mensch aussieht oder wie der Gesang einer Nachtigall klingt – und dass man sich dort Ausschnitte aus der Sesamstraße anschauen kann, das weiß mein Kind schon. Dass man an den Dingern auch ganze Nachmittage verdaddeln kann, hat sie dagegen zumindest von uns noch nicht erfahren – und das ist auch gut so. Spätestens wenn sie in die Schule kommt, werde ich mich mit dem Thema Kindersicherung für das Internet beschäftigen. Schließlich schnalle ich sie im Auto auch an. Ansonsten sorgen wir dafür, dass sie genug Papier und Musik um sich herum hat und oft genug an die frische Luft kommt.

Den Wecker habe ich gerade rechtzeitig wieder ausgestellt bekommen – als meine Tochter gerade mal nicht hinguckte… Falls Ihnen so etwas auch mal passiert, versuchen Sie das lieber tagsüber. Ausgeruht – und nicht in der Nacht, wenn Sie gerade aus dem Schlaf hochgeschreckt sind. Und bis dahin packen sie das Teil gut weg. Besser ist das…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 20.10.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html