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meistens liefere ich meine Texte als Word- oder rtf-Dateien an die Redaktionen. Der Redakteur oder die Redakteurin kümmert sich darum, sie in das Redaktionssystem einzupflegen. Nur in wenigen Fällen mache ich es selbst – seit einiger Zeit wieder regelmäßiger. Dagegen ist nichts einzuwenden – im Gegenteil: schnell und einfach.

Allerdings benötige ich für diese Tätigkeit seit kurzem wieder den Internet-Browser eines gewissen Monopolisten. Und von dem hatte ich mich vor Jahren freudigen Herzens verabschiedet. Seither surfe ich nicht nur schneller, sondern auch sorgloser. Aber das an das Internet angebundene Redaktionssystem ist eben „daraufhin optimiert“, also den bislang wohl gängigsten Browser. Was will man machen? Herunterladen und einmal pro Woche öffnen.

In der Hoffnung, dass es gut geht…

Wer sonst keine Aufregung im Leben hat, für den ist das eine feine Sache. Es liefert dieses prickelnde Gefühl, selbst im beschaulichen Wiesbaden auf dem Servierteller der Kriminellen dieser Welt zu hocken. Das hatte ich fast vergessen – jetzt fällt es mir wieder ein. Gleich nach dem ersten Einsatz hieß es wieder die Medien rauf und runter: „Gravierende Sicherheitslücke entdeckt“. Kleinigkeit. Über die Lücke sollte nur der Rechner für jeden vom Internet aus zugänglich und mit wenigen Handgriffen auch zu kontrollieren sein. Kleinigkeit.

„Wunderbar“, habe ich da gedacht: „Online-Banking adé…“

Natürlich habe ich das Redaktionssystem dann doch schnell mal mit meinem geliebten und bewährten Browser durchgetestet. Es funktionierte leider wirklich nicht einwandfrei. Gut, die offenbar historisch gefährliche Sicherheitslücke hatte der große Konkurrenzanbieter „meines“ Browsers binnen weniger Tage mit einem so genannten Sicherheits-Patch behoben. Eine von den zig bis hundert Dateien, die Sie als Kunde des Unternehmens im Jahr sowieso auf der Anbieterhomepage herunterladen müssen – immerhin automatisch. Anfangs haben mich die Meldungen stets beunruhigt, aber man gewöhnt sich dran. Gut, also weiter mit dem Browser. Kaum eine Woche später: die nächste gravierende Sicherheitslücke…

Langsam erinnere ich mich wieder. Ich glaube, die beunruhigenden Meldungen kamen vor ein paar Jahren auch schon im Wochentakt. Nur hatte ich das nicht mehr so registriert, seit ich vor ein paar Jahren den Browser gewechselt habe.

Eine wunderbar ignorante Zeit. Mac-User werden es nachfühlen können…

Die zweite Warnung hat mich denn auch viel weniger verunsichert. Wieder irgendso eine Sicherheitslücke. Auch wenn die Software – selbst so eine Art Virus, wie vor ein paar Jahren Computerexperten gescherzt hat – sich redlich bemüht: zum Standardbrowser werde ich ihn auf meinem Computer nie wieder machen. Mittlerweile sieht er das wohl auch ein. Die Aufforderung, ein Programm für das Öffnen von html-Dateien auszuwählen hatte ich jedenfalls nur zweimal. Am Ende wird es wohl ähnlich sein, wie bei Kindern an der Supermarktkasse. Die Kunst besteht darin, dem Quengeln nicht zuviel Aufmerksamkeit zu widmen. Ohne dabei wichtige Signale zu übersehen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 30.03.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html