Tauschwirtschaft

die Überwindung des Tauschhandels gilt in der Wirtschafts- und Finanzgeschichte als Riesenfortschritt.

Ich bin ja auch sehr froh, dass ich nicht mit einer Ziege zum Markt laufen muss, um sie gegen Gemüse, Eier oder Hühnchenschenkel einzutauschen. Es sind vor allem Notzeiten, in denen der Tauschhandel auch heute noch gelegentlich erblüht, hierzulande etwa in Form der vielen Tauschringe und -börsen in verschiedenen Städten. Bei manchen handeln die Teilnehmer ausschließlich mit Naturalien – Gütern und Dienstleistungen –, bei anderen mit Punkten oder einer eigenen Ersatzwährung.

Als Art der Nachbarschaftshilfe oder auch als Mittel, überflüssige Gegenstände im Tausch gegen etwas hübsches loszuwerden, mag es ja gehen, hatte ich bisher gedacht.

Dass das wirklich lukrativ sein soll, hätte ich nicht geglaubt. Sie vielleicht?

Wir sollten unser Urteil überdenken. Auch mit Tauschen kann man offenbar reich werden. Zumindest im Einzelfall – und der heißt Kyle MacDonald. Der arbeitslose Kanadier begann im Sommer 2005, über das Internet Sachen zu tauschen und schrieb darüber sein Buch „One red paperclip“ – eine rote Büroklammer. Mit einer solchen Büroklammer und genug Zeit zur Verfügung hatte er mit dem Tauschen angefangen. Immer seins gegen etwas größeres und besseres.

Raten Sie mal, was er am Ende dafür bekam? Sein Traumhaus, sagt er.

Kein schlechter Tausch gegen eine rote Büroklammer, finden Sie nicht auch? Versuchen Sie mal, mit einem ganz normalen Job in der kurzen Zeit genug Eigenkapital für ein Haus aufzubringen. Und ganz ohne Schulden. Wunderbar. „Meine Schulfreunde erzählten aufregende Geschichten von einem Spiel namens ‚Bigger and Better’“, berichtete MacDonald vor einiger Zeit der Frauenzeitschrift emotion. „Man fängt mit etwas Kleinem an und geht von Tür zu Tür, um es gegen etwas Größeres zu tauschen.“ Einige Gegenstände gewann er dabei richtig lieb, erzählt er. Gleich den ersten: einen Kugelschreiber, der wie ein Fisch aussieht.

Ich habe mal im Internet nach dem Spiel gesucht. Tatsächlich: ein Partyspiel. Gut für die Teambildung. Die Mannschaft mit den tollsten Tauschobjekten hat gewonnen.

Ob sich das Experiment wohl wiederholen lässt?

Dann hätte ich noch die ein oder andere hübsche Büroklammer zu bieten … Oder auch – um etwas höher einzusteigen – eine guterhaltene, etwa drei Zentimeter hohe Maske aus fast schwarzem Holz an einem Lederbändchen. Die habe ich vor ein paar Jahren von der indonesischen Insel Bali mitgebracht. Sehr hübsch. Bisher schaut sie mir beim Arbeiten zu …

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 22.04.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html