Piranhas

Image ist ja heutzutage alles. Oder zumindest schon die halbe Miete.

Nehmen Sie bloß mal die Piranhas. Die stehen hoch im Kurs als Horrorfische. Klar, sagt man ihnen doch nach, sie könnten ausgewachsene Menschen in Windeseile bis auf die Knochen abnagen. Das macht Eindruck, egal ob mit Ihren Kindern im Zoo oder als üble Mordwaffe in irgendwelchen Krimis.

Doch die Viecher sind einfach nur Aasfresser. Das wussten Sie vielleicht auch schon. Ich hatte es vor Jahren mal irgendwo gehört, aber verdrängt. Am liebsten essen Piranhas kranke Fische. Gut, jedem Tierchen sein Geschmack. Aber nicht nur das: Das vermeintliche Monster der Fischwelt verschmäht nicht nur dahergeschwom­menes Frischfleisch. Bei der Piranha-Fütterung auf der Messe „Zierfische und Aquarium“ in Duisburg waren die vermeintlichen Monsterfische ziemlich schüchtern.

Regelrechte Feiglinge, berichtete das Internetportal DerWesten.de in einem Video. Die Fische fühlten sich beobachtet. Und am liebsten haben sie es ungestört. Daher dürfen sie im Aquarium des Berliner Zoos auch in Betontanks schwimmen. „Piranhas sind extrem große Schisser“, argumentiert Tierpfleger Marco Hasselmann. „Beim Scheibenputzen sind sie die ersten, die verschwunden sind, während Barsche neugierig sind und gucken, was da los ist.“

Tolle Monster. Tja, vorbei mit dem Mythos. Auch die in vergangenen Jahrhunderten so furchterregenden Basilisken sind zu Unrecht verrufen. Das wissen die Leute auch längst. Nur in Fabeln und Fantasyromanen wie etwa zuletzt bei Harry Potter tauchen die echsenhaften Wesen – eine Mischung aus Drache, Huhn und Schlange, so glaubte man – zuweilen auf. Die nach ihnen benannte Leguanart hat immerhin beachtliche praktische Fähigkeiten: Wenn sie vor Fressfeinden fliehen, können sie – zumindest ein Stückchen – übers Wasser laufen, berichtet Geolino.de.

Einhörner dagegen, so war in dem Online-Special „Magische Welten“ zu erfahren, entstammen schlicht einem Übersetzungsfehler von gleich 72 Übersetzern, die die Bibel vom Aramäischen ins Griechische übertragen haben. Gemeint war mit „Re’em“ keineswegs ein gutherziges magisches Wesen, sondern: ein Auerochse. Der war immer von der Seite abgebildet. Da sahen die zwei Hörner aus wie eins…

Auch um unsere Haustiere ranken sich Mythen. Es ist nämlich keineswegs so, dass Ihr Hund ein schlechtes Gewissen hat, wenn Sie ihn wegen irgendeiner Untat ausschimpfen. Er verhält sich reumütig, weil Sie mit ihm schimpfen und das von ihm erwarten, wissen Tierverhaltensforscher längst.

Und jetzt müssen Sie stark sein: Hunde können nämlich auch nicht Gedankenlesen.
Ihr Hund versteht Sie nicht. Er weiß nicht, dass Sie es gut mit ihm meinen. Er hat nur gelernt, Sie mit angenehmen Erfahrungen in Verbindung zu bringen. Das haben Forscher der Universität von West Ontario in Kanada in einem Experiment herausgefunden. In dem ging es um versteckte Würstchen und die Frage, ob Hunde Personen trauen, die sie belügen – oder Personen, die ihnen immer die richtige Box mit dem leckeren Würstchen zeigen. Klar, den ehrlichen Personen. Aber das lag nach Meinung der Forscher an der Belohnung: den Würstchen. Davon hatten sie schlicht mehr ergattert… Lieb ist Ihr Hund natürlich trotzdem. Braaves Tierchen.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 12.10.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html