auf die Liste der Dinge, über die ich kürzlich gestaunt habe, bringt es sicher die Nachricht über eine Damenhandtasche, die vor zwei Tagen über die Agenturen lief.
Eine Damenhandtasche in den Nachrichten ist ungewöhnlich, finden Sie nicht auch?
Nein, nicht irgendso ein Promitäschchen, das für einen 27-stelligen Betrag bei Sotheby’s versteigert wurde. Auch keine Tasche, die Schminktipps eines Politikers enthielt. Eine stinknormale Damenhandtasche, die sich nur ein wenig damit brüstete, ein Problem weiter Teile der weiblichen Bevölkerung gelöst zu haben. Leider nur fast. Die Handtasche hat, habe ich nachgelesen, eine sensationell schlaue Innenbeleuchtung. Die geht beim Öffnen der Tasche an und nach 45 Sekunden wieder aus. Klasse Idee eigentlich: Da brauchen Sie sich nicht mehr ans Fenster oder unter eine Lampe zu stellen oder die Tasche auszukippen, wenn Sie etwas suchen. Sie brauchen bloß die Tasche zu öffnen und haben voll den Überblick.
Super. Hätte nicht die Tasche diesen kleinen Konstruktionsfehler…
Sehr dumme Angelegenheit. Der Magnet des Lichtschalters löscht nämlich gern, was auf dem Lesestreifen einer EC-Karte so drauf ist: neben Kontonummer und Bankleitzahl der Verfügungsrahmen und Daten für den Abgleich der PIN.
Laufereien, Telefonate, eingeschränkter Zugang zum Girokonto…
„Wir beobachten eine steigende Zahl von defekten Karten”, erklärt ein Sprecher des Bundesverbandes deutscher Banken.
Ich nehme an, die verantwortlichen Handtaschen-Ingenieure der Kaffeeröster- und Handelskette hätten das fast im Griff gehabt. Wenn da nur nicht diese blöde Deadline gewesen wäre, nach der die Tasche ja leider schon fest für den Vertrieb eingeplant war. Immer dieser Zeitdruck…
Müssen es eben die Marketingleute richten. Was die den Kundinnen raten?
Da hätte eigentlich jeder drauf kommen können: Am besten, Sie bewahren die Magnetkarten nicht in der Handtasche, sondern zum Beispiel in der Jackentasche auf. Das haben Sie geraten… Falls Sie ein Mann sind und jetzt nicht verstehen, was daran komisch sein soll, fragen Sie doch mal Ihre Frau oder Freundin, wo die ihre Plastikkarten mit sich herumträgt. Und wenn Sie möchten, auch noch Ihre Kollegin, Nachbarin oder Lehrerin Ihrer Kinder.
Immerhin: „Wir weisen auf der Verpackung darauf hin, dass der Magnet für die Karten gefährlich ist“, stellte ein Sprecher der von der Handtaschenkatastrophe betroffenen Handelskette klar. Das ist tatsächlich anerkennenswert, hebt auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hervor. Andere Hersteller ebenfalls kartenkillender Handtaschen verkneifen sich den Hinweis nämlich vornehm.
Vielleicht sollte der Anbieter das Produkt nun anders vermarkten: als Spartasche. In diesen wirtschaftlich schlechten Zeiten sicherlich sehr zugkräftig. Immerhin ist das Stück nicht nur günstiger, als andere Damentaschen, sondern unterbindet auch irrationale Spontankäufe. Zumindest einige Wochen. Bis die Bank die neue Karte geschickt hat… Und nach der Krise funktioniert das mit dem Licht dann auch richtig.
aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 08.10.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html