Fernsehen

in den vergangenen Monaten habe ich fast kein Fernsehen geguckt. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie meine Fernbedienung funktioniert. Kleines Kind und abends oft arbeiten, deswegen …

Aber neulich hatte ich mal wieder ein paar freie Tage, und da habe ich auch mal wieder abends auf dem Sofa gesessen. Vor dem Nachtprogramm zum Beispiel. Auf drei Sendern schritten da Mannequins – glauben Sie mir: „Model“ wäre hierfür ein sehr unpassender Ausdruck – auf und ab und führten Jeans, Steppwesten, flauschige Nachthemden oder zweireihige Perlenketten vor. Christbaumschmuck war auch mal im Angebot – wenn man vor Mitternacht bestellte, gab es Rabatt. Teleshopping.

Ich wusste gar nicht, dass es das noch gibt.

„Guck mal, das ist das erfolgreichste Programm im deutschen Fernsehen“, habe ich zu meinem Mann gesagt. Das habe ich vor langer Zeit mal in einem Artikel über eine der Produktionsgesellschaften gelesen, die diese Verkaufssendungen herstellen. 2003. Ich weiß gar nicht, ob die Information immer noch stimmt. Aber so schlecht kann der Teleshopping-Laden nicht laufen. Da bedankte sich ein Moderator für die 200ste (oder war es die 2000ste?) Bestellung „dieser wunderbaren Nähmaschine“.

Sehr unterhaltsam, sage ich Ihnen. Nein, ich habe nichts bestellt.

Das Einzige, was ich telefonisch besorge, ist Onlinebanking (vgl. Newsletter vom 20.9.). Meine Kleidung kaufe ich noch real. Bücher und Büromaterial oft im Internet. Daher bin ich auch nur ein bisschen schlauer geworden, obwohl ich in mehrere dieser Sendungen reingezappt habe: Wahrscheinlich ist das Risiko, dass einem etwas nicht gefällt, bei diesem Vertriebskanal etwas geringer, als bei einer der ja ebenfalls sehr beliebten Katalogbestellungen.

Wahrscheinlich aber nicht ganz so gut wiederum, wie bei den ebenfalls sehr beliebten Verkaufs-Partys. Nicht nur für Tupperware, sondern auch für Kinderbücher, Unterwäsche – und seit kurzem auch für Harleys.

Genau: DIE Harley.

Das US-Magazin BusinessWeek berichtete neulich, dass der US-Motorradhersteller Harley Davidson – bislang eher dafür bekannt „alternde Männer anzuziehen“, wie das Magazin süffisant anmerkte – nun so etwas Ähnliches wie Tupperparties veranstalte:

Aber nicht, dass Sie sich jetzt auch ein falsches Bild machen.

Da hocken nicht langhaarige Typen in Lederjacken in den Garagen der Händler. Es geht hier um Women only Garage-Partys – nur für Frauen. Dabei wird auch nicht über Ölwechsel oder Kette reparieren leicht gemacht informiert, sondern zum Beispiel darüber, wie die Damen den Helm richtig aufsetzen, um auf der neuen „SuperLow“ abzudüsen, die Harley diesen Sommer neu auf den Markt gebracht hat.

Ein Mädchenmotorrad: 75 Kilo leichter und mit einem tieferen Sitz, der für Frauen leichter zu besteigen sein soll. Seit geraumer Zeit schon soll jede zehnte Kundenanfrage nach Angaben des Harley-Chefs die einer Frau nach einem Frauenmodell gewesen sein. Der wahre Grund für die neue Weiblichkeit liege aber wohl in der mauen Konjunktur, unkt das Magazin: Die Zulassungszahlen für Motorräder in USA seien seit 2007 um 41 Prozent gesunken, Harleys Produktionsniveau läge nur noch auf dem von 2001. Da kommt das Bike gerade recht.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 19.10.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html