gestern war sie plötzlich da, diese Frage: Was ist eigentlich der Plural von Honig?
Man will ja keinen Mist in seine Texte reinschreiben …
Also gleich ins Internet geguckt. Honig. Honigsorten. Das Land, wo Milch und Honig fließt. Honige. „Honige“ hatte ich noch verworfen. Nicht ganz so sehr wie „Honigs“ – und das ganz zurecht, denn „Honige“ ist der richtige Plural.
Wo wir gerade bei Milch und Honig sind: Hätten Sie gedacht, dass es auch mehrere Milche gibt? Brauchen Sie sich künftig nicht mehr in die Milchsorten hineinzuretten, wenn es Ihnen mal um Kuh-, Ziegen- und Stutenmilch geht. Übrigens – auch wenn Sie vielleicht glauben, sie jeden Morgen im Kaffee zu trinken: Vergessen Sie’s – es gibt keine Sojamilch. Und auch keine Reis- oder Hafermilch. All diese Milche – sehen Sie, so schnell kann man Wissen manchmal brauchen – müssen hierzulande als „Drinks“ verkauft werden. In Deutschland darf eben laut Gesetz nur als Milch gelten, was aus einem Euter kommt. Inklusive Muttermilch. Aber die wird ja andererseits auch nicht verkauft …
Wussten Sie eigentlich, dass kaum irgendwo auf der Welt mehr Milch getrunken wird, als hier? Also Kuhmilch. Davon trinkt der durchschnittliche Deutsche pro Jahr 92,3 Liter. Beziehungsweise Kilogramm – darin misst die Statistik. Nur in Australien ist es laut Swissmilk, dem Verband der schweizerischen Milchindustrie, mehr: 106,3 Kilogramm. In Frankreich sind es 92,2 und in den USA 83,9 Kilo.
Seit Mai gibt es übrigens auch eine Warenterminbörse für Milch. Sonst werden an den Agrarmärkten Schweine oder Rinderhälften gehandelt. Arena frei für Spekulanten heißt es bisher aber wohl nicht – im Gegensatz zu den Rohstoffmärkten etwa für Kupfer oder andere Metalle mit ihren Rekordpreisen. Bis 29. Juni wurden nur zwei Butterkontrakte und ein Magermilchkontrakt gehandelt, berichtet die Internetseite des Fachmagazins top agrar.
Über Spekulanten würden sich viele Bauern aber wohl sicher freuen – würde das doch endlich den für sie schmerzhaft niedrigen Milchpreis steigern. Keine Sorge, beschwichtigt Bauernverbandspräsident Peter Sonnleitner. Die Verbraucher müssten davon nicht so arg viel spüren – schließlich mache der Einkaufspreis nur ein Viertel vom Ladenpreis aus.
Leider habe ich erst zum Schluss meiner Recherche in Bastian Sicks Zwiebelfisch-Kolumne bei Spiegel Online („Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“) gelesen: Milchen, Wässer oder Zuwächse – das sind alles unkorrekte Plurale. Oh Gott – was ist denn bloß der Plural von „Plural“? Schnell nachgeguckt: Plurale.
Puh, war also richtig und nicht unkorrekt…
Aber ich lenke ab – und zwar davon, dass Milche, Wässer und Zuwächse eines gemeinsam haben: Sie sind Wirtschaftsjargon. Gewäsch also. Schon in der Schule heißt es denn auch laut Sick: Wasser oder Milch seien unteilbar und daher nur in der Einzahl, dem Singular zu haben. Ob das die falschen Honige und Milche wohl wissen?
aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 15.07.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html