Die Bienen und die böse Stadt

was ist klein, schwarz gelb gestreift und gerade dabei, unsere Vorurteile gegenüber dem guten, sauberen Landleben und der bösen, lebensfeindlichen Stadt umzukrempeln?

Die Stadtbiene und ihr Miel béton – Betonhonig.

Den gibt es. Aber ich hätte ihn wohl auch nicht gekauft, wenn ich im Supermarkt vor dem Honigregal die Wahl gehabt hätte. Bis ich vor ein paar Tagen diesen Artikel über „Honig mit Stadtaroma“ in der „Zeit“ gelesen habe.

Den Bienen bekommt das Stadtleben offenbar bestens.

Zunächst einmal sind Stadtbienen besonders fleißig. Mit 700 Kilogramm Honig haben beispielsweise die 45 Pariser Bienenvölker verglichen mit Summern vom Land ein Vielfaches gesammelt. Liegt wohl daran, dass sie viel robuster sind als ihre Kollegen vom Land, die ja vor einigen Monaten von rätselhaftem Bienensterben dahingerafft wurden. Ein Grund für die bessere Bienengesundheit: In der Stadt werden keine Pestizide gesprüht. „Durch die Pestizide werden die Bienen geschwächt oder verlieren den Orientierungssinn“, erklärt Yves Loublier vom Centre National de Recherche Scientifique in Paris. Passend dazu kehren Landbienen weitaus seltener zu ihren Stöcken zurück als Stadtbienen. Übrigens können uns – zumindest mit Blick auf den Honig – die Pestizide in Stadt und Land egal sein: Die Bienen speichern sie in ihren Waben. Und sie sind so schlau, die besprühten Pflanzen zu meiden. Honig ist daher pestizidfrei.

Ein weiterer Grund für die gute Bienengesundheit ist die große natürliche Vielfalt in der Stadt. Tausende Pollenarten finden sich im Betonhonig. „Stadthonigproben sind verflixt komplex“, sagt denn auch Bienenforscher Loublier. „Sie zu analysieren erfordert manchmal Tage.“ Ja, darüber habe ich mich auch gewundert.

Ich hätte die Vielfalt ja eher auf einer Wiese blühender Sommerblumen vermutet …

Also auf, Betonhonig kaufen. Den gibt es nicht nur aus Paris oder New York, wo ja die Dachgartenkultur schon legendär ist. Hierzulande tun sich Frankfurt am Main und Berlin als Bienenmetropolen hervor. In Berlin tummeln sich 500 Völker von nebenberuflichen oder Hobby-Imkern. Nur der Geschmack soll laut Zeit-Bericht irgendwie eigen sein. Selbst die relativ sortenreinen Honige aus Lindenblüten oder Akazie sollen immer auch nach Begonie, Petunie oder Schmetterlingsbaum schmecken. Stand da.

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 13.07.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html