Burger-Index

da sag noch einer, Ökonomie sei trocken Brot. Nur Zahlen und Kurven? Pustekuchen. Rindfleisch in Brötchen. Und seit neuestem auch schwedische Regale, darum geht’s.

Vielleicht kennen Sie ja den so genannten Big Mac-Index. Den veröffentlicht die englische Zeitung „Economist“ seit 1985 Jahr für Jahr. Anfangs noch als kleiner Scherz gedacht, gehört der Big Mac-Index heute zu den ehrwürdigeren Indikatoren für Wohlstand und Lebenshaltungskosten in den Ländern der Welt. Ist der Big Mac teuer, sind die Lebenshaltungskosten und der Wohlstand hoch und umgekehrt, klar.

Hätten Sie gedacht, dass Hongkong demzufolge Billigmetropole ist?

Dort kostet der Big Mac nur 1,72 €. Im norwegischen Oslo dagegen müssen die Preise horrend sein: 6,15 € für das Buletten-Brötchen. Gut, das ist nur ein Indikator von vielen. Und jetzt gibt es auch noch einen neuen: den Billy-Indikator.

Sie ahnen es: hier geht es um das wohl beliebteste Ikea-Regal.

Auch dieses Produkt erfüllt die Voraussetzungen für den weltweiten Preisvergleich: Es ist überall auf der Welt gleich. Falls Sie keins haben sollten: 80 mal 80 mal 202 Zentimeter, in Einzelteilen mitzunehmen. Kleiner Haken: Eigentlich kauft man es zu selten, als dass die Schwankungen viel über die Konjunktur bei Konsumgütern sagen, merkt der ein oder andere Wirtschaftswissenschaftler an. Aber egal.

Und oh Wunder: Wo der Big Mac teuer ist, kann Billy billig sein. Wollen Sie günstig an ein solches Teil kommen, müssen Sie schon ins Emirat Dubai jetten: mit 47,64 $ ist es dort so billig wie nirgends. Norwegen liegt bei Billy mit 60,09 $ klar in der Mitte, die sich bei 60,19 $ befindet. In Hong Kong dagegen: 64,38 $.

Fast 40 Big Macs. In Norwegen nur 9 Stück und noch eine Kleinigkeit dazu.

Ob das nun heißt, dass Intellektuelle mehr Big Macs essen? Schließlich lernt der Ökonom an sich ja, dass die Preise mit der Nachfrage steigen.

Mehr Big Macs und dazu teureres Billy, also mehr Bücher?

Das ist das Schöne an Statistiken, finde ich immer wieder: Sie lassen sich interpretieren. Noch besser finde ich aber, wenn sich kluge Menschen mal wirklich Gedanken über Gründe machen. Deswegen gehört auch „The Undercover Economist“ – der Geheim-Ökonom – zu meinen Lieblingsbüchern der populärwissenschaftlichen Wirtschaftsliteratur ist. Heißt im Deutschen „Ökonomics“. Genau: Ö-k-o-no-m-i-c-s.

Auch ein gutes Buch kann Schwächen haben…

Es zu lesen lohnt sich trotzdem. Der ehemalige Oxford-Dozent pirscht sich unterhaltsam an die wirklich wichtigen Fragen des menschlichen Lebens heran: Warum kostet der Kaffee bei Starbucks so viel? Werden wir vom Supermarkt über den Tisch gezogen? Warum sind arme Länder arm? Wann lohnt sich Verbrechen? Reine Logik und gesunder ökonomischer Menschenverstand. Und überall Banditen…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 21.09.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html