Rechenmaschine

schön, dass Sie wieder Ihre Rechenmaschine eingeschaltet haben, um sich zu informieren und zu kommunizieren oder was auch immer Sie heute tun wollen.

So haben Sie das noch gar nicht betrachtet? Gut, ich denke auch nicht täglich daran, wie sehr mir mein Computer oder meine Spül- und Waschmaschine das Leben doch erleichtern. Maschinen gehen uns Menschen eben seit langem so erfolgreich zur Hand, dass wir sie fast nicht mehr wahrnehmen. Sie schrauben Autos oder Kaffeemaschinen für uns zusammen, rechnen Statikbedingungen aus oder verschaffen uns Zugang zu den Bibliotheken der Welt.

Nur wenn Sie in der Mittagspause „Schere, Stein, Papier“ spielen wollen, müssen Sie sich noch die Mühe machen, einen Ihrer Kollegen aus Fleisch und Blut zu überzeugen. Als Führungskraft könnten Sie natürlich auch einfach im Meeting Entscheidungen auf diesem Weg fällen lassen. Wenn Sie das denn wollen…

Diese allzu menschliche Domäne hat die Technik jedenfalls bislang nicht erobert. Doch jetzt gibt es Berti. Berti ist etwa so groß wie ein Fünfjähriger und erinnert an eine Kreuzung aus Terminator und Crash Test Dummy. Und er kann Schnick schnack schnuck spielen, wenn der Mitspieler sich die Spielhand verkabeln lässt. Freuen Sie sich auch so darüber?

Gut, Sie brauchen nicht gleich loszuziehen. Noch gibt es den Roboter nicht im Handel. Vor wenigen Tagen forderte Berti im Londoner Wissenschaftsmuseum zum Schnick Schnack Schnuck-Spiel heraus. Noch ist er auch ein bisschen teuer – schließlich ist er nur ein Prototyp und die Serienreife in weiter Ferne. Allein das Material, aus dem die Wissenschaftler vom britischen Bristol Robotics Laboratory and Elumotion Berti zusammengeschraubt haben, kostet 225.000 Euro. Schließlich muss er leicht und gelenkig sein.

Vor allem aber ist Berti wohl auch viel langweiliger, als Ihre oder die Spielkonsole Ihres Sohnes. Fragen Sie sich auch, wofür Berti dann wohl gut sein soll? Für den Industriegebrauch ist es sicher sinnlos, die gute alte Handarbeit so teuer zu ersetzen. Dass Berti auch schummeln können soll, qualifiziert ihn in diesen Zeiten nicht gerade zu Höherem. Und seine wenigen Phrasen würden wahrscheinlich nicht mal für ein „Ich rede, ohne etwas zu sagen-Interview“ in den Nachrichten reichen. Nein, irgendwann einmal soll Berti Landminen entfernen. Das ist vielleicht nicht so spaßig wie Schnick schnack schnuck – aber unermeßlich viel sinnvoller, finde ich.

Sinnvolles finden Sie auch, wenn Sie heute oder in den nächsten Tagen zur Cebit nach Hannover reisen: Grüne IT-Lösungen, Rechner, die aussehen wie Tastaturen oder etwa Navigationssysteme, die Staus verhindern sollen. Berti werden Sie dort nicht treffen. Aber vielleicht können Sie ja Terminator-Darsteller Arnold Schwarzenegger zum Schnick schnack schnuck überreden. Der dürfte über jede Gelegenheit froh sein, nicht über die desaströse Finanzlage des von ihm regierten US-Bundesstaats Kalifornien sprechen zu müssen.

Über die Finanzlage ihrer Unternehmens sollen Aufsichtsräte börsennotierter Firmen künftig häufiger sprechen – finden jedenfalls SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. Sie haben ihre Vorstellungen aufgeschrieben, wie Managergehälter beschränkt werden sollen. Mit ihren Vorschlägen gehen sie weit über die von der Regierungskoalition diskutierten Pläne hinaus. Ginge es nach Steinbrück und Steinmeier, müssten Aufsichtsräte die Gehälter der Manager in ihrem Unternehmen herabsetzen, wenn die reale Geschäftslage des Unternehmens sich verschlechtert – unterlässt der Aufsichtsrat das, soll er schadensersatzpflichtig werden. Hierüber wird die Koalition wohl noch ein wenig streiten müssen.

Einig sind sich die Politiker aber wohl über die Forderung, dass Unternehmen Gehälter von mehr als einer Million Euro künftig nicht mehr von der Steuer absetzen können sollen. Dann würden die Gehälter schon von selbst sinken, erwarten sie. Und natürlich würde das Steueraufkommen steigen. Aber das nur am Rande.
aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 03.03.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html