Liebe Leserin, lieber Leser,
neulich war ich wieder in Köln. Parkautomat kaputt. Nach anderthalb Stunden hatte ich ein Knöllchen. Aus Köln bringe ich fast immer so einen Wisch nachhause. Es sei denn, ich fahre zu einer Werksbesichtigung und darf auf den Firmenparkplatz.
Kein Wunder: Immerhin ist Köln – hinter Offenbach – die Knöllchen-Hochburg.
In Offenbach war ich seit bestimmt sieben Jahren nicht mehr. Dort klemmen 127 Knöllchen pro 100 gemeldeten Fahrzeugen an den Windschutzscheiben, schreibt das Magazin der Zeit. In Köln 110 pro hundert. Vielleicht sagen sie sich dort: „Reparieren wir doch einfach die Automaten nicht mehr und schauen, wie viele Dummbattel bezahlen“. Wenn es um unter 15 Euro geht, werde ich wohl auch überweisen. Freut den Stadtkämmerer…
Besonders lustig ist es übrigens in Mönchengladbach. Jedenfalls vor ein paar Monaten, als ich mal wieder dort war. Abends wollten wir ins Kino. Da es nur noch zwei für Rheydt und MG zusammen gibt, mussten wir samstagabends in die Gladbacher Altstadt. Mit dem Auto! Ein bisschen habe ich mich gefühlt wie in „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Als wir jenseits der Einkaufszone Hindenburgstraße nach einer Parklücke suchten, kamen wir nicht mehr heraus. Es ging nur noch rechts – oder falsch herum in Einbahnstraßen. Ausnahme: eine Anliegerstraße, die auf die für Busse gedachte Hindenburgstraße führte… Also immer im Kreis, brav rechts.
Wenn wir wenigstens einen Parkplatz gefunden hätten, wäre es ja gut gewesen…
Vor und hinter uns wälzte sich eine Kolonne. Mindestens ein halbes Dutzend Autos, die auch suchten. Rein in den Parkplatz. Aber was da gerade rauskam, hatte auch nur gesucht. Also selbst wieder raus. Der nächste rein. Und rechts, und wieder rechts. Bestimmt sechs Runden lang. Kein Ausweg in Sicht.
Spätestens da habe ich den Cartoon aus der Rheinischen Post vom Morgen verstanden. Da saß ein Autofahrer mit Handy am Ohr am Steuer, um ihn herum ganz viele Verbots- und Umleitungsschilder und in der Sprechblase stand: „Schatz, es wäre besser, Du würdest mir das Mittagessen einfach kurz mit dem Fahrrad vorbeibringen.“ So sah es aus! Wie es heute ist, weiß ich nicht. Sicherlich sind sie dort von der ganz fixen Sorte und das Drama hat sich lääängst gegeben…
Immerhin, wir hatten Glück. Irgendwann fiel mir eine einsame Straße linkerhand auf. Nur Bäume und Häuser. Bei näherem Hinsehen: lauter freie Parkplätze. Ein einsames Auto unter den Bäumen, der Rest war frei. Unglaublich. Aber klar: An der Ecke stand ein Durchfahrt-Verboten-Schild. Wir also einfach falsch herum rein, geparkt und gerade noch rechtzeitig zum Film gekommen. Als wir zu Fuß an dem Stocher-Parkplatz vorbeikamen – einer raus, einer rein, das alte Spiel war noch im Gange – haben wir den bedauernswerten Insassen eines Kombis erklärt, aus der Nummer kämen sie nur raus, wenn sie da vorne illegal links abbiegen.
Was die uns dankbar waren – den Blick werde ich wahrscheinlich nie vergessen….
Sie machten nicht einmal mehr die Runde, sondern setzten gleich aus dem Stand die 30 Meter zurück. Ob das alles die Wirtschaftskrise schuld ist? Zur Zeit bauen sie ganz viel, weil das Geld aus den Konjunkturpaketen weg muss. Bei der Beschilderung und den Automaten brauchen nicht so aufzupassen – im Zweifel schwemmen Fehler und blöde Straßenführungen weiteres Geld in die Kassen. Hört sich doch nach einer praktischen Lösung für die Steuersenkungsversprechen an. Immerhin: In Mönchengladbach gab es am Ende kein Knöllchen.
© Midia Nuri
Editorial: erschienen im Newsletter Steuern und Bilanzierung von BWRMed!a @ Verlag für die Deutsche Wirtschaft (VNR) am 23. November 2009