Wetterpatenschaften

neulich habe ich ein bisschen im Internet herumgeklickt. Und mit dem Gedanken gespielt, eine Wetterpatenschaft zu verschenken.

Dieses Jahr ist das leider ungünstig. Alle Männernamen – einen solchen wollte ich vielleicht einem der nächsten schön sommerlichen Hochdruckgebiete verpassen – gehören dieses Jahr den Tiefdruckgebieten.

Tja. Früher war das mal anders, vielleicht erinnern Sie sich ja noch.

Wenn Sie damals in den Nachrichten hörten, „Erna“ oder „Bettina“ stehe vor der Tür, wussten Sie: Das Picknick fällt wohl aus. Wogegen „Knut“ oder auch „Norbert“ federleicht-flockiges Hochdruck-Wetter antirilierten. Heute gilt das nicht mehr: Seit ein paar Jahren wird abgewechselt. Dieses Jahr also: alle Hochs weiblich, alle Tiefs männlich. Nächstes Jahr wieder andersrum.

Grund ist nach Angaben des für die Wetternamen zuständigen Instituts für Meteorologie die 1998 entbrannte Debatte wegen Diskriminierung. Die sorgte wohl dafür, dass die – so stelle ich mir das jedenfalls vor – paritätisch besetzte „Arbeitsgruppe für Gleichstellungsfragen bei der Benamung von meteorologischen Strömungseinflüssen“ zu dem Ergebnis kam, dass das Geschlecht von Hoch- und Tiefdruckgebieten sich künftig abwechseln solle. Und das ist ja auch gerecht! Wenn auch für mich dieses Jahr eben schenktechnisch ein bisschen blöd.

Dem Institut erspart es merkwürdige Fragen, wie sie sich nun stattdessen in Berlin ein neuer Waschsalon in Kreuzberg stellen lassen muss. Dessen Maschinen tragen Namen, keine Nummern – allerdings nach einem, nun ja: eigenwilligen System: Die Waschmaschinen sind alle weiblich: Frieda, Gerda, Helga und Adele weichen also ein und schrubben fleißig, während die Jungs – sprich: die Wäschetrockner, also Lutz, Manne, Carsten und Johann – für die heiße Luft zuständig sind.

Was die Künstler uns wohl damit sagen wollen?

Auch die wohl bekannteste schwedische Möbelhandelskette soll ja aus der Hoch-Tiefdruck-Genderdebatte nichts gelernt haben. Angeblich geben sie dort ihren Stühlen, Schreibtischen und Regalsystemen traditionell männliche Vornamen, während Stoffe, Gardinen und Decken – Sie merken schon: eben alles was schmiegsam ist – nach Frauen benannt sein soll.

Neulich war ich wieder da. Also, ich kann das Gerücht nicht bestätigen. Das kann aber auch daran liegen, dass ich bei schwedischen Namen nicht so sattelfest bin. Knud oder Agneta – das kann ich ja noch zuordnen. Aber wer bitteschön soll denn Mörker, Malm oder Trofast heißen? Bestimmt ist das nur wieder so ein böswilliges Nachgerede, das die PR-Abteilung nicht in den Griff bekommt…

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 10.06.2009, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html