Wembley-Tor

da haben wir am Sonntag wohl doch etwas verpasst in der ersten Halbzeit Deutschland gegen England: eine Art Wembley-Tor – beziehungsweise: das neue Bloemfontein-Tor.

Wembley-Tor – das ist, wenn der Ball vom Torpfosten nach unten prallt und nicht klar erkennbar ist, ob er nun drin war oder nicht. In England sagen sie allerdings nicht Wembley goal, sondern „das dritte Tor“. Schließlich lief so das dritte Tor der Engländer bei ihrem 4 zu 2-Sieg über die Deutschen im WM-Finale in Wembley 1966.

Obwohl der Ball definitiv nicht drin war, erkannten die Schiedsrichter damals ein Tor für England an. Wer da was gesehen hatte und was nicht, ist anscheinend bis heute nicht zweifelsfrei aufgeklärt. Zu widersprüchlich waren die Aussagen von Schieds- und Linienrichter. Der Linienrichter, auf den sich offenbar der Schiedsrichter damals verlassen hatte, soll vor seinem Tod auf die Frage, warum er das Tor nun zuerkannt habe, nur geantwortet haben: „Stalingrad“. Der Mann war Russe.

Nun geht die Diskussion wieder los, diesmal in England. Denn wieder war da so ein Tor, wieder von England gegen Deutschland, wieder in einem WM-Spiel – nur war es diesmal andersrum: Fernschuss des Briten Frank Lampard auf die Torlatte. Der Ball landete hinter der Linie, prallte hoch und dann fing der deutsche Torwart Manuel Neuer ihn auf – und spielte weiter. Ein klares Tor. Sahen ganz viele Menschen so. Nur nicht die Schiedsrichter. Da hätte es zur Halbzeit also wohl eigentlich 2 zu 2 gestanden …

Die Engländer hätten nun ihr „Bloemfontein-Tor“, war schon am Abend des Spiels bei Wikipedia zu lesen – Stichwort „Wembley-Tor“. Mit dem Unterschied, dass der Ball diesmal wirklich hinter der Linie war.

„England wird von Deutschland bei der WM gedemütigt (mit viel Hilfe vom Schiedsrichter aus Uruguay)“, beklagte sich die „Daily Mail“ laut Spiegel Online. Die „Times“ schrieb von einer „Fan-Wut wegen des Tor-Fehlers“. „England kracht raus“, ließ der „Mirror“ wissen. Und in Deutschland: „Rache für Wembley: Jetzt sind wir quitt!“, schrieb die „Berliner Zeitung“, „Vergesst Wembley!“ die Münchener „Abendzeitung“.
Klar wird jetzt auch wieder über den Videobeweis diskutiert – ob man ihn nicht doch brauche. „Nein“, meint Fußballlegende Günter Netzer. Fußball sei eben Drama – er dürfe nicht perfekt sein. Schiedsrichter entscheidet.

Nur gut, dass Deutschland in der zweiten Halbzeit noch zwei so schöne Tore geschossen hat. Beziehungsweise: Herr Müller mit der 13 …

aus: Newsletter Steuern und Bilanzierung bei BWRMed!a vom 05.07.2010, Archiv: http://www.bwr-media.de/newsletter/sub/archiv.html

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